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Iranischer Film „Doch das Böse gibt es nicht“: Das Kino zum Ort kollektiven Denkens machen
Frankfurter Rundschau
Mohammad Rasoulofs Berlinale-Gewinner startet: „Doch das Böse gibt es nicht“.
Selten traf ein Berlinale-Gewinner auf so ungeteilten Zuspruch wie 2020 „Das Böse gibt es nicht“. Der zu einer Gefängnisstrafe verurteilte Filmemacher Mohammad Rasoulof, der seine iranische Heimat nicht verlassen darf, musste sich später von seiner Tochter Ranan davon erzählen lassen, die den Preis für ihn entgegennahm. Haushoch rangierte sein moralisches Drama „Das Böse gibt es nicht“ über der Konkurrenz. In seiner klassischen Erzählkunst schlug es die Traditionalisten, in der Avanciertheit seiner ungewöhnlichen episodischen Form die Avantgarde. Wenn dieser Film jetzt ins Kino kommt, lenkt er die Aufmerksamkeit noch einmal auf das Schicksal dieses Künstlers. Kurz nach der Preisverleihung wurde er zu einem Jahr Gefängnis und einem zweijährigen Arbeitsverbot verurteilt. Dabei war es keineswegs so, dass allein eine politisch-moralische Botschaft, zumal vorgebracht von einem Verfolgten, diesen Preis erzwungen hätte. Auf subtile Weise revolutionär ist ebenso die Form: Zweieinhalb Stunden fesselt dieser Film über drei Menschen, die Todesurteile vollstrecken oder sich dem systemerhaltenden Verbrechen für einen hohen Preis verweigern – aber nicht durch äußere Dramatik, sondern eine originär filmische Erzählkultur. Durch Auslassungen, durch einen feinen Rhythmus, bei dem jeder Moment zählt und die Macht der Vorstellung.More Related News