
Iranische Drohnen gegen die Ukraine
DW
Im Angriffskrieg gegen die Ukraine setzt Russland auch iranische Drohnen ein. Sie sollen das Land im Winter unbewohnbar machen und die Ukrainer in die Flucht nach Westen treiben.
Seit Wochen leidet die Ukraine unter dem Beschuss iranischer Drohnen, abgefeuert vom russischen Militär. Die meisten fängt die Flugabwehr inzwischen ab, doch immer noch erreicht, den Angaben des britischen Verteidigungsministeriums zufolge, ein gutes Drittel sein Ziel: Einrichtungen der kritischen Infrastruktur ebenso wie Wohngebiete.
Wie sehr diese Drohnen der Ukraine zusetzen, hat der Ministerpräsident des Landes, Denys Schmyhal, dieser Tage in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu verstehen geben. "Die Russen setzen jeden Tag zwanzig bis dreißig iranische Kamikaze-Drohnen gegen uns ein", sagte er. Schmyhal warnte vor einem "Migrationstsunami", sollten die russischen Truppen weiterhin gezielt die zivile Infrastruktur zerstören. "Sie wollen unserer Bevölkerung im Winter den Strom, das Wasser und die Heizung wegnehmen", so der Premier. Das deutsche Abwehrsystem IRIS-T habe insbesondere im Raum Kiew "schon sehr, sehr viele Menschenleben" gerettet. Doch die Ukraine warte ungeduldig auf die nächste Munitionslieferung und auf das nächste System. "Es geht buchstäblich um Tage", so der Premier.
Sowohl Russland als auch der Iran wehren sich vehement gegen alle Bemühungen, die Herkunft der Drohnen aufzuklären. Eine entsprechende Forderung der USA wies der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja als "empörende Situation" zurück. Sollte es zu einer Untersuchung durch die Vereinten Nationen (UN) kommen, müsse Russland die Zusammenarbeit mit der UN überdenken. Ähnlich äußerte sich auch der Iran.
Iran leugnet Lieferung und Einsatz seiner Drohnen wohl vor allem darum so beharrlich, weil es die Gespräche zum Atomabkommen nicht gefährden wolle, sagt Markus Kaim von der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik. Der Iran wolle seine Gesprächspartner, allen voran die Europäer (Großbritannien, Frankreich, Deutschland) nicht verprellen.
Solange die Herkunft der Drohnen nicht zweifelsfrei geklärt ist, ist eine Fortsetzung der Verhandlungen über das Atomabkommen noch möglich. Ein Eingeständnis würde es den Europäern hingegen sehr schwer machen, weiter zu verhandeln. "Sie sähen sich dann mit einer Politik konfrontiert, die zwar in der Sache nichts mit dem Atomabkommen zu tun hat, die aber doch als so feindlich verstanden werden müsste, dass Gegner des Atomabkommens wohl mit einigem Erfolg darauf drängen könnten, die Gespräche abzubrechen", so Kaim im DW-Interview.