Investoren entdecken die Moral
Süddeutsche Zeitung
Barrierefreier Zugang, Pflegemöglichkeiten in der Nähe - und trotzdem nicht zu teuer: Sozial geförderte Wohnungen werden für Anleger immer attraktiver. Davon profitieren auch die Mieter.
Auf den ersten Blick ist es ein Seniorenbauprojekt wie viele andere: Vier Häuser mit 62 Wohnungen, 49 davon zur Miete, alle barrierefrei. Wer hier im Alter wohnt, ist gut versorgt, denn im Gebäude finden sich auch eine Tagespflege, eine Arztpraxis und Physiotherapeuten. Erst auf den zweiten Blick hebt sich der Wohnkomplex, der von diesem Frühjahr an im Luftkurort Lindenberg im Allgäu entsteht, von der breiten Masse ab. Das Besondere: Die Miete ist gedeckelt, auf maximal zwölf Euro pro Quadratmeter. Und das, obwohl hier keine Genossenschaft baut und auch keine Wohltätigkeitsorganisation, sondern ein Projektentwickler, der seine Gebäude an professionelle Anleger verkauft - Versorgungswerke, Versicherungen oder Investment-Gesellschaften.
Bei Bürogebäuden, schicken Wohn- oder Gewerbeparks lief das schon immer so. Bei bezahlbaren, zumal geförderten Wohnungen ist es neu. Lange galten sie als zu renditeschwach für institutionelle Anleger. Doch das ändert sich gerade.
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Die GBI Holding AG, die in Lindenberg baut, hat vor einigen Jahren damit begonnen, sich auf geförderte und preisgedämpfte Wohnungen zu spezialisieren. Pro Jahr errichtet die GBI inzwischen mehrere hundert davon, seit 2019 auch barrierefreie Einheiten speziell für Senioren. So wie im bayerischen Heroldsbach, wo ein Komplex mit 25 altengerechten Sozialwohnungen samt Tagespflege, Arzt, Apotheke und Friseur entstand.
Ein Wohnkomplex für Senioren, der von diesem Frühjahr an im Luftkurort Lindenberg im Allgäu entsteht. Das Besondere: Die Miete ist gedeckelt, auf maximal zwölf Euro pro Quadratmeter.