Internationaler Frauentag: Die Wurzeln des Patriarchats reichen tief
Frankfurter Rundschau
Während die Welt am Dienstag den Internationalen Tag der Frau begeht, läuft die Uhr für die Frauenrechte rückwärts. Das muss sich ändern. Der Gastbeitrag von UN-Generalsekretär António Guterres.
Die Krisen der letzten Jahre haben gezeigt, dass es wichtiger ist denn je, dass Frauen Führungsverantwortung übernehmen. Als Ärztinnen, Krankenpflegerinnen, Gesundheits- und Sozialhelferinnen haben Frauen im Angesicht der Covid-19-Pandemie Heldenhaftes geleistet.
Zugleich sind Frauen und Mädchen aber die ersten, die in Beruf und Bildung das Nachsehen haben, mehr unbezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit leisten und unter einer sprunghaften Zunahme von häuslicher Gewalt, Missbrauch im Cyberraum und Kinderheiraten leiden. Die Wurzeln des Patriarchats reichen tief. Wir leben immer noch in einer männlich dominierten Welt mit einer männlich dominierten Kultur.
Die Folge ist, dass Frauen eher in Armut geraten — in guten wie in schlechten Zeiten. Ihre Gesundheitsversorgung wird geopfert und sie verfügen über geringere Bildungs- und sonstige Chancen. In Ländern, die unter Konflikten leiden — das zeigt sich in Äthiopien ebenso wie in Afghanistan und der Ukraine — sind Frauen und Mädchen ganz besonders gefährdet und sind doch zugleich die überzeugendsten Stimmen für den Frieden.
Wenn wir den Blick in die Zukunft werfen, dann ist eine dauerhafte Erholung, von der alle zu gleichen Teilen profitieren, nur möglich, wenn sie feministisch ist und Fortschritte für Mädchen und Frauen das zentrale Ziel sind.
Wir brauchen wirtschaftlichen Fortschritt und müssen dafür gezielt in Bildung, Beschäftigung und Ausbildung von Frauen sowie in menschenwürdige Arbeit für sie investieren. Die 400 Millionen Arbeitsplätze, die wir bis 2030 schaffen sollen, sollten in erster Linie Frauen zugutekommen.