Institut: Bei Elementarschäden nicht auf Staatshilfe setzen
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Mannheim (dpa/lsw) - Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) warnt Hausbesitzer davor, sich bei Elementarschäden auf den Staat zu verlassen. "Im akuten Katastrophenfall sind staatliche Hilfen für nichtversicherte Geschädigte unabdingbar, langfristig setzen sie jedoch falsche Anreize und führen so zu einer schlechteren Vorsorge", unterstrich der ZEW-Umweltökonom Daniel Osberghaus in einer Studie von Mittwoch. Bezeichnend sei, dass der Anteil der Haushalte, die im Schadenfall mit finanzieller Hilfe vom Staat rechnen, nach der Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr deutlich gewachsen sei: Von über 5000 befragten Haushalten stieg der Wert von 12 Prozent im Jahr 2020 auf 22 Prozent im Jahr 2022.
Die im Juli 2021 von den Sturzfluten im Westen Deutschlands heimgesuchten Haushalte waren laut dem Mannheimer Hochwasserexperten überwiegend nicht versichert. So hatten laut ZEW in Rheinland-Pfalz nur 37 Prozent der Haushalte eine Gebäudeversicherung, die auch entsprechende Elementarschäden deckt. Aus einem 30 Milliarden Euro umfassenden Fluthilfefonds hätten Bund und Länder nichtversicherten Menschen zwar geholfen, ihre Häuser wieder aufzubauen. Aber darauf sei kein Verlass. Erfahrungsgemäß helfe die Regierung dann aus, wenn viele Haushalte betroffen seien und breit über die Naturkatastrophe berichtet werde. Zwischen 2002 und 2019 habe rund die Hälfte der Hochwasseropfer keine staatliche Unterstützung erhalten.
Osberghaus schlägt eine zweifache Versicherungspflicht vor: Jede privat genutzte Wohnimmobilie müsse dann gegen Hochwasserschäden versichert sein. Überdies müssten Versicherer jedem Haushalt ein Angebot unterbreiten. Außerdem sei die Versicherungspflicht auf eine existenzsichernde Höhe zu begrenzen. Darüber hinaus gehende Immobilienwerte könnten die Haushalte dann freiwillig versichern.