Insolvenzverschleppung: Gericht spricht Boris Becker teilweise schuldig
DW
Tennis-Idol Boris Becker wird in seinem Prozess wegen Insolvenzverschleppung in vier von 24 Anklagepunkten schuldig gesprochen. Ihm droht nun sogar eine Haftstrafe.
Das entscheidende Match hat Boris Becker vorerst verloren: Der ehemalige Tennis-Profi ist in seinem Prozess wegen Insolvenzverschleppung teilweise schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen am Southwark Crown Court, knapp 15 Kilometer von Wimbledons Centre Court entfernt, kamen in vier der insgesamt 24 Anklagepunkte zu diesem Entschluss. Becker verfolgte die Urteilsverkündung mit hochrotem Kopf, kann aber gegen das Urteil noch Berufung einlegen.
Bei den Vorwürfen gegen den 54-Jährigen ging es um Konten und Immobilien sowie mehrere Trophäen, darunter den Wimbledon-Pokal von Beckers erstem Sieg bei dem wichtigen Grand-Slam-Turnier 1985. Das Gericht befand den ehemaligen Tennis-Profi unter anderem wegen Nicht-Offenlegung von Besitztümern sowie Verschleierung von Schulden für schuldig. Das Strafmaß gegen den dreifachen Wimbledon-Gewinner soll von Richterin Deborah Taylor am 29. April verkündet werden. 2017 war der heutige TV-Experte von einem britischen Gericht für zahlungsunfähig erklärt worden. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft soll er im anschließenden Insolvenzverfahren nicht ausreichend kooperiert haben.
Seit dem 21. März stand Becker nun in London vor Gericht. Im Prozess "The Queen v Boris Franz Becker" und wehrte sich von Beginn an gegen die erhobenen Vorwürfe. Beckers Anwalt Jonathan Laidlaw zeichnete in der Verteidigung das Bild eines Mannes, der seit seinem ersten Wimbledonsieg 1985 als 17-Jähriger ein außergewöhnliches Leben führe und in finanziellen Aspekten überfordert sei. "Dieser Mann ist hoffnungslos mit Geld", sagte er. Becker sei zu vertrauensvoll und abhängig von seinen Beratern gewesen. Eine absichtliche Täuschung und den Vorwurf, die Behörden "an der Nase herumgeführt zu haben", bestritt er aber.
Nachdem in den vergangenen knapp drei Wochen alle Prozess-Beteiligten gehört worden waren, hatte sich die Jury am Mittwoch zu Beratungen zurückgezogen, um die Antwort auf die Schuldfrage zu finden. Nach dem Urteil der Jury entscheidet Richterin Taylor nun Ende April über das Strafmaß - bei einem Schuldspruch in allen 24 Anklagepunkten hätten Becker bis zu sieben Jahre Haft gedroht.
Becker war seit seinem Karriereende 1999 immer wieder mit der Justiz in Berührung gekommen. 2002 wurde er in München wegen Steuerhinterziehung zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt. Nun wartet er in seiner Wahl-Heimat London auf das Strafmaß.