Inflation in der Türkei: Erdogan reagiert mit höherem Mindestlohn
Frankfurter Rundschau
Die Lage in der Türkei spitzt sich zu, die Inflation lässt die Lebensmittelpreise steigen. Präsident Erdogan senkt den Leitzins und setzt auf eigene Konzepte.
Ankara – Die Lira verliert weiter an Wert, doch Präsident Recep Tayyip Erdogan hält unbeirrt an seiner Geldpolitik fest. Der türkische Präsident ließ den Leitzins trotz hoher Inflation erneut senken. Damit sich die Menschen die unerschwinglichen Preise für Brot und Butter wieder leisten können, hat der Präsident jetzt eine 50-prozentige Anhebung des Mindestlohns versprochen. Am Donnerstag (16.12.2021) kündigte Erdogan die Erhöhung für das Jahr 2022 an. Dann sollen umgerechnet anstatt 160 Euro, 240 Euro (4250 Lira netto) Mindestlohn ausbezahlt werden.
Mit dieser Erhöhung wolle die Regierung beweisen, dass sie die Arbeiter angesichts der Preiserhöhungen nicht leiden lassen wolle, sagte Erdogan. Zugleich forderte er, den jetzigen Mindestlohn nicht mit Kursen von früher zu vergleichen, schließlich hätten auch damals Menschen nicht in Dollar verdient. „Es gibt im Moment zwar einige Probleme“, die wolle man aber schnellstmöglich überwinden. Gewerkschaften hatten teilweise eine Anhebung des Mindestlohns auf 5200 Lira gefordert.
Auch die türkische Notenbank hält den Verfall der Lira nicht auf. Die senkte den Leitzins am Donnerstag (16.12.2021) erneut – von 15 auf 14 Prozent. Es ist die vierte Leitzinssenkung in Folge trotz der hohen Inflation von mehr als 21 Prozent. Die Opposition zweifelt die offiziellen Daten an und geht von einer deutlich höheren Teuerungsrate aus. Die Lira reagierte unmittelbar auf die erneute Senkung und gab nach. Erstmals mussten für einen US-Dollar mehr als 15 Lira gezahlt werden, für einen Euro waren erstmalig mehr als 17 Lira fällig. Seit Jahresbeginn hat die Landeswährung rund die Hälfte ihres Werts zu Dollar und Euro verloren.