"Inflationärer Schock" an Rohstoffmärkten
ZDF
Russlands Krieg führt zu Verwerfungen an den Rohstoffmärkten. Nicht nur bei Öl und Gas, auch bei Metallen. Klar ist: Alles wird teurer.
Die Abhängigkeit der Welt, vor allem Europas, von russischen Energierohstoffen ist immens. Die bisher verhängten Sanktionen, freiwillige Boykotte vieler Unternehmen und ihr Rückzug aus dem Russlandgeschäft treiben die Preise für Öl, Gas und Kohle in ungekannte Höhen.
Aber nicht nur im Energiesektor. Denn Russland ist auch bei fast allen anderen Rohstoffen einer der wichtigsten Produzenten. Von Eisenerz über Gold bis Mais - überall macht sich der De-facto-Ausschluss Russlands aus dem internationalen Handel bemerkbar.
Dabei treffen die akuten, kriegsbedingten Verwerfungen auf eine ohnehin schon angespannte Situation an den Rohstoffmärkten. Spätestens seit der Corona-Pandemie steigen die Preise für praktisch alles. Die Investmentbank Goldman Sachs sprach schon im vergangenen Jahr von einem Rohstoff-Superzyklus.
Der Preis für Aluminium ist auf ein Rekordhoch gestiegen. Auch Kupfer ist an der London Metal Exchange, dem wichtigsten Handelsplatz, so teuer wie nie zuvor. Das wiederum kann zu einem Gegenwind im Kampf gegen den Klimawandel führen. Denn die Reduktion des CO2-Ausstoßes der Wirtschaft erfolgt im Wesentlichen durch ihre Elektrifizierung. Kupfer als elektrischer Leiter spielt hier eine zentrale Rolle.
Am größten ist die Abhängigkeit von Russland bei dem Edelmetall Palladium: 40 Prozent der weltweiten Förderung stammen aus Putins Reich. Palladium wird vor allem in Autokatalysatoren eingesetzt. Seit Dezember, also seit der Aufmarsch russischer Truppen rund um die Ukraine in die heiße Phase ging, stieg Palladium von rund 1.600 Dollar pro Unze (gut 32 Gramm) auf mehr als 3.000 Dollar.
Die größten Verwerfungen aber gibt es aktuell bei Nickel. Anfang der letzten Woche schoss das Metall an der London Metal Exchange um 90 Prozent auf 55.000 Dollar pro Tonne in die Höhe. Damit war der bisherige Rekord von 51.800 Dollar aus dem Jahr 2007 eingestellt. Und es ging gleich so weiter auf zeitweise über 100.000 Dollar. Da keine vernünftige Preisbildung mehr stattfinden konnte, wurde der Handel vorübergehend eingestellt bis zum heutigen Mittwoch.
Zwar werden die meisten Rohstofflieferungen über längerfristige Verträge bzw. Termingeschäfte, also über im Vorhinein festgelegte Preise abgewickelt und nicht über den Spotmarkt. Gleichwohl sickert die akute Teuerung mit der Zeit in den Wirtschaftskreislauf. Gut 70 Prozent der weltweiten Nickelproduktion geht in die Herstellung von Edelstahl, etwa sieben Prozent in Batterien.