Indonesischer Präsident lässt alle Fußballstadien überprüfen
DW
Nach der Stadion-Katastrophe auf der indonesischen Insel Java hat Präsident Joko Widodo Hinterbliebene der 133 Todesopfer besucht. Zudem ordnete er an, alle Fußballarenen des Landes zu kontrollieren.
Der indonesische Präsident Joko Widodo ist in die Stadt Malang gereist, um Angehörige der Opfer der Massenpanik zu besuchen und mit den Verwundeten in einem Krankenhaus zu sprechen. Zudem besichtigte er das Stadion, in dem am Samstag bei einer Massenpanik mindestens 133 Menschen ums Leben kamen. Jede Familie, die bei der Tragödie am vergangenen Wochenende einen Angehörigen verloren hat, werde als Unterstützung 50 Millionen Rupien (ca. 3300 Euro) erhalten, sagte ein Mitarbeiter Widodos. Der Präsident wollte das Geld bei seinem Besuch symbolisch an Betroffene überreichen. Unter den Toten waren nach Angaben der Behörden 37 Minderjährige.
Widodo sagte beim Besuch der Fußballarena in der indonesischen Provinz Ostjava, er werde eine Überprüfung aller Stadien des Landes in Auftrag geben. Er erwarte, dass die Sicherheitsbewertung in einem Monat abgeschlossen sein werde. Das Hauptproblem bei der Fußballkatastrophe seien offenbar "verschlossene Türen und steile Treppen" gewesen. "Ich möchte wissen, was die Ursache für diese Tragödie ist, damit wir die beste Lösung finden können", sagte er. Der Präsident fügte hinzu, dass er am Vorabend mit dem FIFA-Präsidenten Gianni Infantino über die Verbesserung des indonesischen "Fußballmanagements" gesprochen habe.
Nach dem Ende der Erstliga-Partie zwischen Arema FC und Persebaya FC in der Stadt Malang waren am Samstag Tausende Fans auf das Spielfeld des Kanjuruhan-Stadions gestürmt. Die Polizei reagierte gewaltsam mit Schlagstöcken und setzte massiv Tränengas ein. Es kam zu einer Massenpanik, als die Fans versuchten, die Notausgänge zu erreichen. Die meisten Opfer starben an Sauerstoffmangel oder wurden zu Tode getrampelt. Hunderte Zuschauer wurden verletzt. Es ist eine der schlimmsten Stadion-Katastrophen in der Geschichte des Fußballs.
Der indonesische Fußballverband (PSSI) teilte mit, dass eine Verzögerung beim Öffnen der Türen zu der Katastrophe beigetragen habe. "Einige Türen wurden nicht geöffnet. Der Grund war, dass diejenigen, die zum Öffnen aufgefordert wurden, es nicht sofort getan haben", sagte Erwin Tobing, ein Mitglied des PSSI-Disziplinarausschusses. Der Sprecher der Nationalpolizei, Dedi Prasetyo, erklärte hingegen, dass die Ausgänge offen, aber zu eng gewesen seien: "Hunderte kämpften darum herauszukommen, was zu einem Massenansturm führte." Nach ersten Erkenntnissen der Behörden sollen 4000 Eintrittskarten mehr verkauft worden sein als erlaubt waren.
Am Dienstag hatte der Verband zwei Funktionäre des Arema FC mit einer lebenslangen Sperre belegt. Bereits am Montag war der Polizeichef der Stadt Malang, Ferli Hidayat, von seinem Amt entbunden worden. Neun weitere Beamte wurden suspendiert. Gegen Dutzende weitere Polizisten wird ermittelt. Zudem darf Arema für den Rest der Saison keine Spiele mehr ausrichten. Der Spielbetrieb in der Liga ist für vorerst eine Woche unterbrochen.