
Indiens Bauern verkünden "großartigen Sieg"
DW
Für Regierungschef Modi waren die Proteste gegen seine Agrarreform ein Desaster. Weil der Premier den Forderungen folgte, sind die Landwirte zufrieden.
Nach dem Aus für die umstrittene Agrarreform der indischen Regierung haben die Bauern ihre monatelangen Massenproteste offiziell beendet. "Die Einigkeit, die Friedfertigkeit und die Geduld der Landwirte waren der Schlüssel zum Sieg, und wir werden unter keinen Umständen zulassen, dass diese Einigkeit verloren geht", erklärte Samyukta Kisan Morcha, eine Koalition aus mehreren Bauernverbänden. Einer ihrer Vertreter sprach von einem "großartigen Sieg".
Tausende Landwirte hatten seit November vergangenen Jahres vor den Toren der Hauptstadt Neu Delhi kampiert, um ihrer ablehnenden Haltung Nachdruck zu verleihen. Die Proteste waren eine der größten Herausforderungen für den seit 2014 regierenden Ministerpräsidenten Narendra Modi. An diesem Donnerstag begannen die Bauern damit, ihre behelfsmäßigen Lager abzubauen.
Ziel der im September 2020 verabschiedeten Agrarreform war es, den Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse zu deregulieren. Bisher wird Getreide meist in staatlich organisierten Großmärkten zu garantierten Mindestpreisen gehandelt - eine seit Jahrzehnten geübte Praxis, die den häufig verarmten Landwirten das Überleben sichern soll. Mehr als die Hälfte der 1,3 Milliarden Einwohner des Landes sind von Ackerbau und Viehzucht abhängig. Die meisten von ihnen sind Kleinbauern ohne Erwerbsalternativen.
Die Regierung hatte angegeben, durch die Reform die Agrarwirtschaft effizienter machen zu wollen, da viele Produkte verrotten, bevor sie auf den Markt kommen. Die Demonstranten sagten hingegen, die Änderungen, die wegen der Proteste nie umgesetzt wurden, würden es Großkonzernen erlauben, den kleinbäuerlich geprägten Agrarsektor komplett zu übernehmen - und den schwächeren Marktteilnehmern ihre Bedingungen zu diktieren.
Im November kippte das indische Parlament schließlich die Gesetzesvorlage. Modi hatte die Reformpläne zuvor bereits zurückgezogen. Die Kehrtwende erfolgte im Vorfeld wichtiger Wahlen in Bundesstaaten wie Punjab - wo viele der Bauern herkommen - und Uttar Pradesh, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat Indiens mit 220 Millionen Einwohnern.