In Tokio folgte die kalte Dusche
Süddeutsche Zeitung
Das schwache Abschneiden der Leichtathleten steht auch für ein grundsätzliches Problem im deutschen Sport: Die eigenen Grenzen spielen bei der Fehleranalyse oft nur eine untergeordnete Rolle.
Was hatten sie nicht alles probiert im Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), um ihre Abordnung für die Olympischen Pandemiespiele in Wallung zu versetzen. Sie hatten im Trainingscamp Motivationsreden gehalten. Idriss Gonschinska, der Vorstandsvorsitzende, hatte Muhammad Ali zitiert ("Wenn mein Kopf es ausdenken kann, wenn mein Herz daran glauben kann, dann kann ich es auch erreichen"). Japanische Trommler sollten "positive Energie auf dem Weg nach Tokio" herbeitrommeln. Der Stabhochspringer Oleg Zernikel berichtete später, dass ihn der Rhythmus wirklich inspiriert habe, bis zu seinem Wettkampf waren die Vibrationen aber offenkundig wieder verpufft. Zernikel sprang nicht schlecht, aber 5,70 Meter und Platz neun, das wurde weder seinem Saisonbestwert noch seinen Ansprüchen gerecht. Und das traf das deutsche Stimmungsbild in Tokio schon recht gut.More Related News