In Kiew herrscht die Ruhe vor dem Sturm
Die Welt
Die Bundesregierung hat alle Deutschen aufgerufen, die Ukraine zu verlassen. Doch nicht alle halten sich daran. Sprachschulleiter Markus Peuser will in Kiew bleiben. Auch, weil er seine Mitarbeiter nicht im Stich lassen will.
Markus Peuser in Kiew hat gerade einen Anruf von seiner Schwester aus Fehmarn bekommen. Ob er gesehen habe, dass alle Deutsche die Ukraine verlassen sollen? Dazu hatte die Bundesregierung am Samstagmorgen aufgefordert, es gibt nun eine Reisewarnung für das ganze Land mit dem Hinweis, dass eine baldige militärische Auseinandersetzung „nicht auszuschließen“ sei. Deutsche vor Ort sollen sich in eine Krisenvorsorgeliste für Katastrophenfälle eintragen.
„Für mich steht fest, dass ich die Ukraine nicht verlassen werde“, sagt Peuser kurze Zeit später am Telefon. Er sitzt in seinem Apartment nahe dem Zentrum von Kiew im zehnten Stock und blickt auf gegenüberliegende Hochhäuser im Postsowjet-Stil. „Ich habe hier meine wirtschaftliche Existenz und meine Freunde“, sagt der 40-Jährige, „und ich werde bleiben.“ Seit fünf Jahren wohnt der gebürtige Kieler in Kiew, hier hat er eine Sprachschule gegründet. 25 Mitarbeiter hat Peuser mittlerweile, auch die will er nicht im Stich lassen.