In Europa überschritt die Kanzlerin gleich mehrere rote Linien
Die Welt
Wie haben 16 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel (CDU) Deutschland verändert? In der Serie „Die Merkel-Republik“ beleuchtet WELT das Vermächtnis einer politischen Ära. Heute: Wie Merkel Europa ihren Stempel aufdrückte – und damit auch deutsche Grundsätze aushebelte.
Es war im Juni, beim EU-Gipfel in Brüssel, als die Gefühle plötzlich aus Xavier Bettel herausbrachen. Luxemburgs Premierminister sprach über Angela Merkel, die sich im Herbst nach 16 Jahren als Bundeskanzlerin zurückzieht. „Sie wird mir persönlich fehlen, aber sie wird vor allem Europa fehlen“, sagte Bettel. „Frau Merkel ist ganz oft die Person gewesen, die immer probiert hat, Kompromisse zu finden, aber mit Charakter, mit Stärke, mit Überlegen“, so Luxemburgs Regierungschef. Merkel, die europäische Konsensmaschine. Dieser Ruf ist unbestritten. Schon bei ihrem ersten EU-Gipfel im Dezember 2005, nicht einmal drei Monate nach Amtsantritt, überraschte sie Europa: Es war Merkel, die damals den erbitterten Streit über den sogenannten Sieben-Jahres-Haushalt zwischen dem britischen Premierminister Tony Blair und Frankreichs Präsidenten Jacques Chirac löste. Dieser überraschende Erfolg begründete ihre Autorität. Woher kam Merkels starker Einfluss?More Related News