"In Dunkelflauten sind wir im Grenzbereich unterwegs"
n-tv
Erneut bricht vergangene Woche in Deutschland Strom aus Wind und Sonne weg, an der Strombörse explodieren die Preise. Für Thomas Kusterer sind die Gründe schnell ausgemacht: Die Ziele der Energiewende sind richtig, sagt der Finanzvorstand des Energieversorgers EnBW im "Klima-Labor" von ntv. Aber Deutschland habe die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit aus den Augen verloren. "Es ist jetzt wirklich Zeit, wasserstofffähige Gaskraftwerke zu bauen, statt den maximalen Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren." Fossile Kraftwerke sind das Sicherheitsnetz für Dunkelflauten. Doch der Bestand wird Kusterer zufolge älter, ineffizienter, teurer und auch unzuverlässiger. In der Bevölkerung sinke die Akzeptanz für die Energiewende, konstatiert der EnBW-Manager. "Aber ohne grundsätzliche gesellschaftliche Akzeptanz werden wir nicht erfolgreich sein."
ntv.de: 2024 neigt sich dem Ende zu. Was nehmen Sie aus den vergangenen zwölf Monaten mit?
Thomas Kusterer: Wir sind beim Ausbau und Einsatz der erneuerbaren Energien gut unterwegs. Dieses Jahr werden etwa 60 Prozent des erzeugten Stroms erneuerbar sein. Gleichzeitig gehen die deutschen Treibhausgasemissionen deutlich zurück - verglichen mit dem Stand von 1990 wahrscheinlich bereits um 50 Prozent. Das ist positiv. Sorgen bereitet mir, dass wir uns in den vergangenen Jahren berechtigterweise stark mit "Klimaschutz" auseinandergesetzt, aber zwei Themen dabei vielleicht zu stark aus den Augen verloren haben: die Versorgungssicherheit und die Bezahlbarkeit. Das ist kein Plädoyer für weniger Klimaschutz, aber spätestens seit dem Ukraine-Krieg sieht man: Das sind keine Selbstverständlichkeiten.