
"In Deutschland wäre das unwahrscheinlich"
n-tv
Texas gilt als neuer Erdbeben-Hotspot der USA. Schuld daran ist Fracking. In Deutschland ist die umstrittene Methode der Erdgas- und Erdölförderung zu kommerziellen Zwecken aus anderen Gründen verboten. Das Erdbeben-Problem sei in den Griff zu bekommen, erklärt ein Seismologe.
Schon vor sechs Jahren ermittelten Forscher in einer Studie, dass rund sieben Millionen Menschen in den USA von Erdstößen ohne natürliche Ursache bedroht sind. Fracking bringt die Erde in Teilen der Vereinigten Staaten zum Beben. Zum Beispiel in Oklahoma. Der Bundesstaat im Mittleren Westen erlebte vor einigen Jahren einen großen Boom der Industrie, die tiefliegendes Gestein aufbohrt und aufbricht, um an wertvolles Erdgas zu kommen. Zwischen 2008 und 2016 hat die Erde deshalb in Oklahoma sogar häufiger gebebt als im langjährigen amerikanischen Erdbeben-Hotspot Kalifornien.
Mittlerweile wurde Oklahoma jedoch abgelöst als Hauptregion für Erdbeben in den USA. Die Lage im "Sooner State" hat sich beruhigt. Das südlich angrenzende Texas ist die neue Nummer eins. Hier finden in "unglaublich großem Umfang Bohrungen statt", sagt Marco Bohnhoff im ntv-Podcast "Wieder was gelernt". Der Seismologe und Geophysiker ist Leiter der Abteilung Geomechanik und Wissenschaftliches Bohren am Geoforschungszentrum in Potsdam. "Der Boden wird stimuliert, um das Öl und Gas besser fördern zu können. Und dann wird dieses Brauchwasser, was wieder an die Oberfläche kommt, in unglaublich hohen Mengen in extra tiefe Bohrlöcher in den Untergrund gepumpt. Wastewater Disposal nennt man das. Und dabei entsteht Seismizität." Diese Erschütterungen können in Extremfällen auch leichte Schäden an der Erdoberfläche anrichten, erklärt Bohnhoff.
Das Problem lasse sich allerdings mit erhöhten Sicherheitsbestimmungen in den Griff bekommen. Die Erdbebengefahr sei demzufolge kein gutes Argument gegen Fracking in Deutschland. Aus seismologischer Sicht spreche eigentlich nichts dagegen, stellt Geophysiker Bohnhoff klar. Aber es gibt einige andere Argumente gegen die umstrittene Öl- und Gasförderungsmethode: die hohen Kosten sowie große Umweltrisiken wegen vieler Lecks. Unterm Strich ist Fracking deshalb sogar klimaschädlicher als konventionelles Erdgas oder Erdöl.