In der tiefen Gruft erwacht
Süddeutsche Zeitung
Barbara Frey inszeniert Edgar Allan Poes "Der Untergang des Hauses Usher" als düsteres Slow-Motion-Theater.
Wenn es eine Herausforderung bei der Inszenierung von Edgar Allan Poes "Der Untergang des Hauses Usher" gibt, dann ist es das gleichbleibende Schreckensniveau. Schon wenn der namenlose Erzähler in Poes vielleicht berühmtester Kurzgeschichte mit dem Pferd zum Schloss seines Schulfreundes reitet, ist alles grau, traurig, erdrückend, der Himmel, die Landschaft, die Schatten. Und bereits in Zeile acht, beim Anblick des Gebäudes, befällt den Protagonisten ein "unerträglich trübes Gefühl". Das Haus, eingerahmt von abgestorbenen Bäumen und einem morastigen Teich, mit seinen toten Fensteraugen, dem Pilzbewuchs und dem feinen Zickzack-Riss in der Wand, animiert den armen zu Hilfe Eilenden zu einer Epidemie schauerlicher Adjektive und Superlative, dass schon nach dem ersten Absatz nur noch eine kleine Steigerung vom Unheilvollsten ins Grauenhafteste möglich scheint.More Related News