In der AfD-Fraktion setzt sich der Abwärtstrend der Bundestagswahl fort
Die Welt
Alice Weidel und Tino Chrupalla wurden an die Spitze der Bundestagsfraktion gewählt. Das ist weniger ein Vertrauensbeweis für Weidel als eine Absage an Meuthen und dessen Unterstützer. Die neue Fraktion wirkt zerrissen und anders als beim Ersteinzug 2017 erfüllt von gegenseitigen Aversionen.
In der AfD ist Geschlechterparität nicht wichtig. Diese kann also nicht der Grund sein, dass Alice Weidel und Tino Chrupalla am Donnerstag an die Spitze der Bundestagsfraktion gewählt wurden. Auch die Abbildung verschiedener Parteiströmungen ist hier nicht relevant: Sowohl Chrupalla als auch Weidel stehen für einen Kurs, der den vielen Rechtsradikalen in der Partei entgegenkommt und es für die weniger Radikalen immer schwieriger macht.
Eine Rolle spielt zwar die Balance von Ost (Chrupalla) und West (Weidel). Aber weil die AfD bei der Bundestagswahl im Westen erhebliche Verluste erlitt, kann dort die bisherige und wiedergewählte Fraktionschefin kaum als wirkungsmächtige Repräsentantin ihrer Partei gelten. Da sie zudem während der letzten Legislaturperiode von AfD-Abgeordneten mit verschiedensten Ausrichtungen immer wieder kritisiert wurde, ist ernsthaft zu fragen, warum Weidel neben dem gesetzt gewesenen Direktmandat-Gewinner Chrupalla aus der ostsächsischen AfD-Hochburg nun abermals an die Fraktionsspitze gewählt werden sollte.