Impfwillige überrennen Arztpraxen
ProSieben
Immer mehr Bundesländer heben oder weichen die festgelegte Impfreihenfolge auf. In den Arztpraxen führt das zu Problemen. Leidtragende könnten auch Patienten sein, die gar nicht wegen Corona kommen.
In Bayern dürfen Haus- und Fachärzte ab diesem Donnerstag unabhängig von der Impfreihenfolge gegen das Coronavirus impfen. In Baden-Württemberg ist das schon seit Montag möglich. Hessen will von Juni an die Impf-Registrierung für alle öffnen. Brandenburg hat die Prioritätsgruppe 3 vollständig freigegeben. In Berlin behalten die Praxen zwar die Priorisierung bei, sie dürfen aber abweichen, wenn sie ihre Impfdosen nicht für priorisierte Gruppen verbrauchen könnten. In vielen Arztpraxen kommt es nun zum Ansturm von Impfwilligen. Ärztepräsident Klaus Reinhardt kritisierte das Vorpreschen einiger Bundesländer. "Und so werden viele niedergelassene Kolleginnen und Kollegen förmlich überrannt. Wenn dann nicht alle Impfwilligen unmittelbar zum Zuge kommen, führt das natürlich zu Frust, der leider auch beim Praxispersonal abgeladen wird", kritisierte Reinhardt in der "Rheinischen Post". "Das geht so nicht. Das ist belastend und behindert den Praxisbetrieb enorm", fügte der Präsident der Bundesärztekammer hinzu. Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für den 7. Juni die bundesweite Aufgabe der Impfreihenfolge angekündigt hat, bezeichnete Reinhardt als gut und richtig, wenn dann auch ausreichende Mengen an Impfstoff bereitstünden. Ärztevertreter aus mehreren Bundesländern riefen Impfwillige zur Zurückhaltung auf. "Ich habe Verständnis dafür, dass viele nun schnell geimpft werden wollen, gerade im Vorfeld der Urlaubszeit. Aber ich appelliere an die Menschen, jetzt die Füße stillzuhalten und nicht die Praxen abzutelefonieren und mit Impfanfragen zu überhäufen", sagt Markus Beier, Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes, der "Welt". Es gebe nicht genug Termine und nicht genug Impfstoff, das werde sich voraussichtlich erst Mitte Juni ändern. Beier warnte zugleich davor, dass Kapazitäten für Menschen blockiert würden, die nicht wegen Corona in die Praxen kommen. "Da sehen wir erste Engpässe."More Related News