Impfkampagne soll Polio-Ausbruch in Israel eindämmen
DW
Die sogenannte "Kinderlähmung" gilt eigentlich als besiegt: In Israel haben sich aber nun ungeimpfte Menschen mit Polioviren angesteckt, die Geimpfte ausgeschieden haben - der sogenannten Impf-Polio.
Man kann sich auf zwei Wegen mit Polio infizieren: Über den Wildtyp (WPV1), der aber mittlerweile weltweit fast ausgerottet ist. Oder durch eine sogenannte Impf-Polio (cVDPV), bei der sich Ungeimpfte mit den Polioviren infizieren, die ein Geimpfter ausscheidet.
An solch einer Impf-Polio vom Typ 3 (cVDPV3) hatte sich Anfang März in Jerusalem ein fast vierjähriges Mädchen infiziert, das selber nicht geimpft war. Das Mädchen hat bereits eine akute Lähmung entwickelt.
Inzwischen sind in Israel sechs Fälle von Impf-Polio bekannt geworden. Die Infizierten seien alle ungeimpft gewesen. Im Abwasser von drei weiteren Städten wurde das Virus ebenfalls nachgewiesen. Mit einer breit angelegten Impfkampagne versucht Israel nun einen Ausbruch von Impf-Polio zu stoppen; rund 20.000 Menschen wurden bereits geimpft.
Impfungen gegen Polio gibt es in Israel seit 1957. Mit Erfolg: Der letzte Wildpolio-Fall wurde in Israel 1988 dokumentiert. Für die Impfungen verwendet Israel seit 2013 einen Lebendimpfstoff, seit 2014 in Kombination mit einem Totimpfstoff. Der verwendete Lebendimpfstoff wirkt zwar sehr effektiv, aber Ungeimpfte können sich mit den ausgeschiedenen Polioviren infizieren.
Häufig ist verschmutztes Trinkwasser eine Infektionsquelle. Denn Polio-Viren werden mit dem Stuhl ausgeschieden und vorwiegend durch Schmierinfektionen übertragen. Auch eine Ansteckung per Tröpfcheninfektion, also durch Husten oder Niesen, ist möglich, aber selten.