
Impf-Nebenwirkungen: WHO-Zahlen falsch interpretiert
DW
Daten der WHO zeigen angeblich, dass die Corona-Impfungen viel mehr unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen als andere Impfstoffe. Doch das stimmt so nicht. Ein Faktencheck.
Falschbehauptungen zu den Corona-Impfungen häufen sich in den sozialen Netzwerken zuletzt. Ihr aktuelles Ziel: Beweisen, dass die Impfstoffe viele Nebenwirkungen haben. Vor allem eine angebliche Tabelle der Weltgesundheitsorganisation (WHO) macht gerade die Runde: Sie soll beweisen, dass nach der Zulassung der Corona-Impfungen schon knapp zweieinhalb Millionen Mal Nebenwirkungen aufgetreten seien. Das empört viele Nutzer in den sozialen Medien.
"Jeder Tierversuch wäre an dieser Stelle schon längst abgebrochen worden!", twittert ein Nutzer - ein anderer schreibt: "Zumindest bei globalen Nebenwirkungen übertreffen sie zugelassene Impfstoffe um ein Vielfaches." Doch die Daten sind aus dem Zusammenhang gerissen - und beweisen nicht, dass die COVID-19-Impfstoffe viel mehr unerwünschte Nebenwirkungen haben als andere Impfstoffe.
Die Zahlen in der verbreiteten Tabelle, datiert auf den 12. November, scheinen authentisch zu sein. Die aktuellen Daten zu möglichen Nebenwirkungen selbst sind auf der Webseite VigiAccess zu finden, die einen öffentlichen Zugang zu der WHO-Datenbank VigiBase liefert. In dieser Datenbank werden potenzielle Nebenwirkungen von medizinischen Produkten gelistet. Dabei werden beispielsweise Daten aller Impfstoffe je Krankheit zusammengefasst. Zum Beispiel "Masern-Impfungen" oder eben "COVID-19-Impfungen".
Auf DW-Anfrage stellt eine Sprecherin der WHO klar, dass die Zahl der Meldungen möglicher Nebenwirkungen nicht gleichzusetzen sei mit der Zahl der Nebenwirkungen, die wirklich kausal mit einer Impfung zusammenhängen. Es könne sich auch um Zufälle oder Fehlinterpretationen handeln.
So heißt es auch auf der Webseite VigiAccess: "Die Informationen auf dieser Webseite spiegeln keinen bestätigten Zusammenhang zwischen einem Arzneimittel und einer Nebenwirkung wider".