Im Sudan wächst die Sorge um die Zivilbevölkerung
DW
Am dritten Tag schwerer Gefechte im Sudan geht vielen Krankenhäusern das Trinkwasser aus und es fehlen Lebensmittel. UN-Generalsekretär Antonio Guterres fordert eine sofortige Waffenruhe.
Das sudanesische Ärztekomitee forderte die Konfliktparteien auf, ihre "ständigen Angriffe" auf Krankenhäuser, Krankenwagen und medizinisches Personal einzustellen. Die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee unter Kommando von Sudans Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) seines Vizes, Mohammed Hamdan Daglo, gingen derweil weiter.
Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mindestens 185 Menschen getötet und 1800 verletzt. Wegen anhaltender Kämpfe in dicht besiedelten Stadtteilen der Hauptstadt Khartum werden noch höhere Opferzahlen befürchtet. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung werde durch den Beschuss von Gesundheitseinrichtungen blockiert, teilte das Ärztekomitee weiter mit. Kranke und Verwundete könnten vielerorts nicht mehr behandelt werden. Eine sichere Evakuierung der Patienten sei aktuell nicht möglich, hieß es. Zudem hätten viele Kliniken weder Trinkwasser noch Nahrungsmittel.
Der Machtkampf im Sudan lässt das flächenmäßig drittgrößte Land Afrikas mit seinen rund 46 Millionen Einwohnern und reichen Öl- und Gold-Vorkommen im Chaos versinken. Wer auf dem Schlachtfeld die Oberhand hat, blieb angesichts der unübersichtlichen Lage und widersprüchlichen Angaben beider Konfliktparteien weiter unklar. Die Armee und die RSF behaupteten beide, die Kontrolle über das Gebäude des staatlichen Rundfunksenders übernommen zu haben.
Die Gefechte in Khartum konzentrieren sich auf strategische Punkte wie das Hauptquartier der Armee, den Präsidentenpalast und den Flughafen. Diese liegen in dicht besiedelten Vierteln der Stadt. Artillerie, Panzer und Kampfflugzeuge sind im Einsatz. Die Armee fliegt Luftangriffe auf Stellungen der RSF. Auch in der Region Darfur wird nach UN-Angaben gekämpft.
Der RSF-Anführer und bisherige Vize Daglo forderte internationale Unterstützung. General Al-Burhan sei "ein radikaler Islamist, der Zivilisten aus der Luft bombardiert" schrieb Daglo auf Twitter. Islamistische Kräfte gehörten zu den Unterstützern des 2019 gestürzten Langzeitherrschers Omar al-Baschir, die weiterhin eine Rolle im Machtgefüge in der Armee spielen. "Wir werden weiterhin Al-Burhan verfolgen und ihn zur Rechenschaft ziehen", schrieb Daglo.