
"Im Krieg werden Menschen zu Zombies"
n-tv
Der Comiczeichner Igort hat zwei Jahre in der Ukraine gelebt, eine Ukrainerin geheiratet, hat dort Freunde und Verwandte. In seinem "Tagebuch einer Invasion" schildert er das Leid der Zivilisten nach dem russischen Überfall - und spricht mit ntv.de über Frieden und russische Kultur.
Als Russland im Februar 2022 die Invasion auf die Ukraine beginnt, klingelt bei Igort das Telefon. Sveta ist dran, sie berichtet von der Bombardierung von Dnipro. Später ruft Maksim an, dann Yuliya, das Telefon klingelt ohne Unterlass. Es sind Stimmen aus einem überfallenen Land. Sie erzählen vom Bombenhagel, von Fluchtplänen und Straßensperren, von Hunger und Angst. Igort hört zu, versucht zu helfen, wo er kann, notiert sich die Geschichten.
Igort heißt eigentlich Igor Tuveri und ist einer der bekanntesten italienischen Comickünstler. Dieser Krieg geht ihm nahe. Nicht nur, weil er zwei Jahre in der Ukraine gelebt und eine Ukrainerin geheiratet hat, in Dnipro, jener Stadt, die nun bombardiert wird. Dieser Krieg beschäftigt ihn auch, weil sein Name russisch ist, weil er mit russischer Musik und Literatur aufgewachsen ist. Die russische Kultur gehört bei ihm zur Familie, wie er selbst sagt.
Bereits vor gut zehn Jahren hat er zwei Bücher herausgebracht: "Berichte aus der Ukraine" und "Berichte aus Russland". Da geht es einerseits um den Holodomor, um Repressionen während der Sowjetzeit, um die Narben, die bis heute sichtbar sind, andererseits um den Mord an Anna Politkowskaja, um die Tschetschenien-Kriege und Russlands Machthaber Wladimir Putin. Nun folgt ein dritter Comic: "Berichte aus der Ukraine. Tagebuch einer Invasion" (alle drei Bände bei Reprodukt).