
Im Hinterhalt der Taliban: Afghanistan-Veteran bei den Paralympics 2021
Frankfurter Rundschau
Tim Focken ist der erste deutsche Kriegsversehrte bei den Paralympics. Nun eskaliert die Lage in Afghanistan wieder - dem Land, in dem Focken getroffen wurde.
Tokio ‒ Tim Focken kämpfte als deutscher Fallschirmjäger jahrelang in Afghanistan. Daher kennt der heute 36-jährige Veteran die dramatische Lage in Afghanistan nur zu gut. Vor elf Jahren wurde der Bundeswehrsoldat dort von einem Scharfschützen der Taliban angeschossen. Einige dramatische Stunden und eine aufwändige Notoperation später ist klar, dass der junge Soldat den Einsatz in Afghanistan überlebt hat. „Im Endeffekt hatte ich Glück im Unglück. Ich lebe noch, alles gut“, sagte Tim Focken in einem Interview mit dem Sport-Informationsdienst (SID) kurz vor dem Start der Paralympics in Tokio. Am 17. Oktober 2010 veränderte sich das Leben des heutigen Para-Sportschützen schlagartig. In der Ortschaft Kalasai in Afghanistan entwickelte sich ein unerbittlicher Feuerkampf, sein Trupp geriet in einen Hinterhalt der Taliban. Focken wurde in den linken Arm getroffen und es begann eine dramatische Rettungsaktion. Der erste Rettungshubschrauber, der den verwundeten Soldaten in Sicherheit bringen sollte, geriet unter Beschuss und musste abdrehen. Focken blieben daraufhin 50 Sekunden, um sich mit letzter Kraft in einen zweiten Hubschrauber zu retten. Umgehend wurde er nach Deutschland geflogen, in Koblenz folgte dann eine Notoperation von rund siebzehn Stunden. Sein Leben konnten die Ärzte retten, sein linker Oberarm ist seitdem aber wegen irreparabler Nervenschäden gelähmt, zwei Metallplatten halten seine durchschossene Schulter zusammen. Focken nahm die Situation an und wagte einen Neustart. Bei den Paralympics 2021 in Tokio, die am 24. August beginnen, tritt der 36-Jährige nun als erster Kriegsversehrter für Deutschland an.More Related News