
Im eigenen Wahlkreis: Lars Klingbeil (SPD) bremst den Neubau einer Bahnstrecke aus
Frankfurter Rundschau
Die Verkehrswende ist Hauptanliegen der Ampel-Koalition. Lars Klingbeil (SPD) tritt beim Neubau der Bahnstrecke Hamburg - Hannover auf die Bremse.
Bispingen - Die Ampel-Koalition möchte die Verkehrswende voranbringen, immerhin ist sie „Schwerpunkt der Koalition und soll schneller vorangehen, und endlich auch in den Außenbezirken ankommen“, wie es auf der Website der Grünen heißt. In den Außenbezirken von Bispingen (Heidekreis) in der Lüneburger Heide merkt man davon nichts. Dort, genauer gesagt im Gewerbegebiet „Horstfeld“ soll eine Bahnstrecke gebaut werden, direkt an der Autobahn A7 - auf dem kürzesten Weg von Hamburg nach Hannover. Eigentlich, denn das Industriegebiet liegt im Wahlkreis von Lars Klingbeil. Und der SPD-Parteichef steht dem Projekt skeptisch gegenüber.
Lars Klingbeil gehört seit 2015 dem Seeheimer Kreis, dem konservativen Flügel der SPD-Bundestagsfraktion, an. Konservative wollen oft bewahren, was gut ist. So auch Klingbeil im Fall des Gewerbegebiets „Horstfeld“ bei Bispingen, wie der Spiegel berichtet. Es sei doch ein Unding, wenn „man hier im Gewerbegebiet kein Gewerbe mehr treiben kann“, soll SPD-Abgeordnete beim Besuch einer Protestkundgebung gegen das Neubauprojekt der Bahnstrecke echauffiert haben. „Durch die Hintertür“ werde über Milliardenprojekte entschieden, der Bundestag werde umgangen und das Vertrauen der Bürge werde missbraucht.
Den Vorwürfen stimmen auch der Landrat Jens Grote sowie einige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus dem Heidekreis zu, wie die Böhme Zeitung schreibt. Nach einer Informationsveranstaltung mit der Deutschen Bahn hatten sie sich den Angaben zufolge frustriert über das Festhalten am Bauvorhaben einer Bahntrasse entlang der A7 gezeigt. Stattdessen hätten sie sich für die alternative Streckenführung namens „Alpha-E“ eingesetzt. Dieser Plan sähe vor, statt eines Neubaus die bereits bestehende Trasse über Lüneburg, Uelzen und Celle auszubauen.
„Alpha-E“ hatte lange Zeit als wirtschaftlicher gegolten, da das Vorhaben nur ein neues Gleis entlang der Bestandsstrecke zwischen Hamburg und Ülzen erfordert hätte. Das Bundesverkehrsministerium hatte 2015 versprochen, dass es keinen Neubau geben werde, nachdem man sich mit den Gegnern der vorher geplanten Strecke einig geworden war. Dieses noch ältere Vorhaben, die „Y-Trasse“ sollte ebenfalls ein Neubau sein und mitten durch die Heide führen.
Erste Überlegungen dazu gab es in den 1990er-Jahren. Auch damals stellten sich die Anwohner quer - mit Erfolg. Allerdings war auch „Alpha-E“ Gegenstand von Protesten. Akteure aus Hamburg und Lüneburg hatten den 2015 gefundenen Kompromiss torpediert, wie die Kreiszeitung Das Wochenblatt berichtete.