Im Angesicht des Krieges rücken Deutsche und Amerikaner zusammen
DW
Russlands Einmarsch in die Ukraine hat das westliche Bündnis gestärkt, vor allem die Beziehungen zwischen Washington und Berlin. Ihre gemeinsame geopolitische Vision stützt sich auf starkes Engagement beider Seiten.
Das deutsch-amerikanische Verhältnis erfährt eine Renaissance. Nach zwei schwierigen Jahrzehnten mit Streit um den Irakkrieg, deutschen Spionagevorwürfen und immer neuem Spott durch den früheren US-Präsidenten Donald Trump ist das keine Kleinigkeit.
Der russische Einmarsch in die Ukraine hat den Beziehungen zwischen Washington und Berlin einen neuen Schub gegeben. Politische Beobachter sagen allerdings, die Verbesserungen hätten schon vorher begonnen. Der Krieg in der Ukraine "hat das gesamte transatlantische Bündnis wiederbelebt, und Deutschland ist da keine Ausnahme", sagt Daniel Benjamin, ein früherer Mitarbeiter im US-Außenministerium und heute Präsident der American Academy in Berlin, der DW. "Die neue US-Regierung hat sich seit ihrem Amtsantritt besonders auf Deutschland konzentriert und das mit dem Wunsch, den Schaden im beiderseitigen Verhältnis zu reparieren."
Gemeinsame Vorstellungen im Widerstand gegen Russland haben die Reparatur beschleunigt. Die US-Regierung war begeistert, als Bundeskanzler Olaf Scholz die Erdgasleitung Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland faktisch beerdigte, die Präsident Joseph Biden "einen schlechten Deal für Europa" genannt hat. Stattdessen will Deutschland im Eiltempo Flüssiggas-Terminals bauen, mit denen Deutschland leichter Gas aus den USA importieren kann.
Sowohl in absoluten Zahlen als auch relativ zur Wirtschaftskraft haben die USA mehr als Deutschland zum Kampf der Ukraine gegen Russland beigetragen. Auch hängt Deutschland in der NATO weiterhin der Ruf an, sich weniger einzubringen, als es seinem politischen Gewicht entspräche. Bis zum 7. Juni hatte Deutschland nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft 35 Prozent der Militärhilfe an die Ukraine geliefert, die es zugesagt hatte, die USA dagegen fast 50 Prozent, während Länder wie Polen oder die baltischen Staaten sogar bei oder nahe an 100 Prozent lagen.
Während der Amtszeit von Donald Trump hätten diese schlechten deutschen Zahlen zu einem öffentlichen Rüffel aus Washington geführt. Die Biden-Regierung verfolgt aber einen anderen Kurs. "Wir begrüßen Deutschlands Beitrag und fordern Deutschland und andere Länder dringend auf, der Ukraine militärische Ausrüstung zur Verfügung zu stellen, damit sie sich gegen Russland verteidigen kann", sagte Joe Giordono-Scholz, Sprecher der US-Botschaft in Berlin, der DW in einer Stellungnahme.