Im Ärmelkanal erwächst eine neue Migrationskrise
Die Welt
Großbritannien gibt Frankreich die Schuld an dem Tod der Migranten im Ärmelkanal. Paris macht Deutschland Vorwürfe und fordert ein härteres Vorgehen – einer der Schleuser hatte ein deutsches Kennzeichen. Aber ein Foto lässt daran zweifeln, ob die Franzosen selbst dieser Forderung nachkommen.
Frankreich werde nicht zulassen, dass sich der Ärmelkanal in ein Grab verwandelt, ließ der französische Präsident Emmanuel Macron noch am Mittwochabend kurz nach dem jüngsten Drama verkünden, als klar war, dass mindestens 27 Migranten ertrunken sind. Doch der Ärmelkanal ist längst genau dazu geworden. Vermutlich wird man dort auch Opfer der Gruppe bestatten, die am Mittwoch nach Auskunft der französischen Behörden in Loon-Plage wenige Kilometer südlich von Dünkirchen mit einem Schlauchboot abgelegt hatte.
Von „gemeinsamer Verantwortung“ Frankreichs und Großbritanniens sprach Macron noch am Mittwochabend. In einem Telefongespräch mit dem britischen Premierminister Boris Johnson habe er diesem klargemacht, so heißt es in der französischen Erklärung, dass er von den Briten „volle Kooperation“ erwarte und sich eine „Instrumentalisierung der dramatischen Situation für politische Zwecke“ verbitte. Macrons harsche Worte sind die Antwort auf Johnsons klare Attacken.