"Ihre Seele reicht für die ganze Welt"
RTL
In ihrem Haus in Hamburg hat Natalia Klitschko Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen, für sie schläft sie gerade auf der Couch.
Sie ist eine Symbol-Figur der Stärke und Hilfsbereitschaft: Natalia Klitschko, die Ehefrau von Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko. In Hamburg, ihrer zweiten Heimat, hat sie ihr Haus für knapp ein Dutzend geflüchtete Menschen aus der Ukraine geöffnet. Stern TV hat sie nun exklusive und bewegende Einblicke in ihren Alltag gewährt. In der Sendung am Mittwochabend sprach sie offen über ihre Sorgen und den schwierigen Kontakt zu Vitali.
Während Vitali Klitschko in Kiew den Widerstand gegen Wladimir Putins Armee organisiert, organisiert Ehefrau Natalia ihre Hilfe von Hamburg aus. Dort wohnt die 48-Jährige mit ihren drei Kindern. Ihr Haus hat sie nun für geflüchtete Menschen aus der Ukraine geöffnet. Natalia kämpft unermüdlich für die Frauen und Kinder, die das Land nach Kriegsausbruch verlassen haben. Fast drei Millionen Menschen aus der Ukraine sind auf der Flucht.
Ein Dutzend davon findet nun Schutz bei Natalia Klitschko, darunter ihre Mutter, 72 Jahre alt, ihre Schwester, ihr Neffe, Freundinnen und deren Töchter. Zuletzt nahm Natalia einen unbegleiteten 15-Jährigen auf. Seine Eltern mussten in der Ukraine bleiben. Trotz all der schlimmen Erlebnisse und Bilder im Kopf: Der neue Alltag funktioniert so gut wie das in dieser Ausnahmesituationen möglich ist. Jeder übernehme jetzt auch eine Aufgabe. "Das wird so eine Art Kommune", sagt Natalia und lächelt. Ihre Freundin ergänzt: "Sie hat eine gute Seele, sie reicht für die ganze Welt." Natalia selbst schläft gerade auf der Couch.
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Doch der Krieg und die schlimmen Folgen bleiben in den Köpfen. "Wir durchleben alle Emotionen. Wir weinen jeden Tag. Aber wir versuchen, das Leben so weit wie möglich zu genießen. Die Frauen brauchen ganz viel Nähe und Liebe. Sie müssen sich hier jetzt wiederfinden", sagt Natalia.
Ihre Mutter musste Natalia erst überreden, nach Deutschland zu kommen. Die 72-Jährige wollte zunächst in der Ukraine bleiben. "In der ersten Woche war sie noch optimistisch. Sie hat gekocht, Menschen versorgt". Tochter Natalia flehte sie an: "Ich will, nicht, dass du stirbst!" Kurz darauf wurde die Gefahr zu groß. Mitten in der Nacht trat ihre Mutter mit Natalais Schwester und Neffen die Flucht an. Die Reise wurde zu einer Odyssee. Mit einem völlig überfüllten Zug und anschließend per Auto ging es an die Grenze, weiter nach Ungarn, übernachtet wurde in einem Kloster. Nach zwei Tagen schließlich dann Deutschland. Mit dabei: Nur ein Ausweis und eine Handtasche. "Manche haben gar nichts dabei".
Egal, wie viel oder wenig Gepäck sie haben, bei Natalia in Hamburg finden sie Unterschlupf. Am vergangenen Wochenende gab Natalia ein Benefizkonzert, um Spendengelder für die Ukraine zu sammeln. Schon kurz nach Ende des Konzerts war sie wieder am Telefon mit Geflüchteten, denen sie eine Familie als Unterkunft organisierte.
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