IG Metall: Ohne russisches Gas droht Produktionsstopp
n-tv
Stuttgart (dpa/lsw) - Die IG Metall in Baden-Württemberg hat vor schweren Folgen eines Liefer- oder Importstopps von russischem Gas wegen des Kriegs in der Ukraine gewarnt. "Wenn die Gaslieferungen stoppen, muss man davon ausgehen, dass nahezu überall die Industrieproduktion in Deutschland stoppt - und kein Mensch weiß, wie lang das sein wird", sagte der baden-württembergische Bezirksleiter Roman Zitzelsberger der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten" (Montag). "Weil es ohne Gas in Betrieben mit Eigenstromerzeugung keinen Strom gibt, wird man nahezu nirgendwo mehr weiterproduzieren können."
Deutschland importiert einen Großteil seines Gases aus Russland. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will den Anteil dringend verringern. Vor kurzem hatte er erklärt, der Anteil der russischen Gaslieferungen sei zuletzt schon von 55 auf 40 Prozent gesunken. Im Südwesten war Russland im vergangenen Jahr mit einem Anteil von 43 Prozent ebenfalls die Hauptquelle für den Brennstoff. Weil Russland seine Gaslieferungen künftig in Rubel bezahlt haben möchte, gibt es Befürchtungen in der Wirtschaft, dass der Hahn bald zugedreht werden könnte. Andererseits denkt die Politik wegen des Krieges über ein Embargo für russische Brennstoffe nach.
Zitzelsberger sagte den Zeitungen, bei einem Lieferstopp werde in Deutschland dringend das Instrument "Kurzarbeit null" gebraucht. "Da geht es aber auch um viel mehr als nur Kurzarbeit, weil wir dann relativ schnell in einer existenzbedrohenden Krise für viele Unternehmen und Arbeitnehmer sind", sagte der Gewerkschafter. "Ein Unternehmen, das jetzt nicht seinen Krisenstab anwirft und alle Szenarien nach einem möglichen Ausbleiben von Energielieferung überprüft, handelt leichtfertig."
Wegen der hohen Preissteigerungen drang er auf neue Finanzhilfen aus Berlin. "Wir erwarten klipp und klar von der Bundesregierung weitere Maßnahmen zur Einschränkung der Inflation." Nach einem guten Start mit den ersten Energiepaketen müssten nun nicht nur energieintensive Unternehmen entlastet werden, "sondern auch die Haushalte der Arbeitnehmer, die überproportional von den Mobilitätskosten betroffen sind".