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Ideologische (Ab)gründe der Taliban
DW
Die Taliban haben militärisch gesiegt. Ob sie auch ihre extrem konservativ-religiöse Gesellschaftsauffassung langfristig durchsetzen können, ist offen.
Bei den Vereinten Nationen ist Afghanistan derzeit noch unter dem Namen "Islamische Republik Afghanistan" aufgeführt. Deren neue Machthaber wollen von einer Republik aber nichts wissen und haben dem Land einen international nicht anerkannten neuen Namen gegeben: "Islamisches Emirat Afghanistan". Damit ist das Land nicht nur faktisch, sondern auch der Bezeichnung nach da, wo es bereits von 1996 bis 2001 stand, nämlich unter der Herrschaft der Taliban. Bereits damals gaben sie dem Land jenen Namen, den sie heute wieder durchsetzen wollen.
"Islamisches Emirat": Der Name verrät, wie die Taliban die Herrschaftsform des "Emirats" verstehen, nämlich als eine religiöse. "Die Interpretation des Emirats als eine religiöse Herrschaftsform ist allerdings nicht die einzig mögliche", sagt Katja Mielke, die am "Bonn International Centre for Conflict Studies" (bicc) zu Afghanistan forscht. So bezeichnet der Begriff Emirat im Arabischen ein Territorium, das unter der Herrschaft eines Emirs - Arabisch 'Amir' - steht. Der Emir kann ein religiöser Führer sein, muss das aber nicht. Ebenso gut kann er Angehöriger einer Königsfamilie sein, ein Kriegsherr oder Gouverneur. "Die Bedeutung ist vielfältig und nicht religiös gebunden", sagt Mielke.