Hysterie um Inflation
Frankfurter Rundschau
Sollten wir uns jetzt wirklich mit Psychopharmaka eindecken, um den drohenden Verfall der Kaufkraft zu ertragen, wie es ein Hyperinflations-Guru empfiehlt. Ein Blick auf die Fakten kann da helfen.
Vorige Woche hat sich der Börsendienst des ZDF öffentlich dafür entschuldigt, dass in der Berichterstattung Inflation und Wachstum verwechselt wurden. Die Inflationserwartung für 2022 wurde mit 5,2 Prozent angegeben, beträgt aber laut Bundesbank nur 1,8 Prozent. Stellen wir uns vor, der Wetterbericht prognostizierte für morgen Nachmittag eine Temperatur von 62 Grad; wir würden wohl schmunzeln und die Sache abhaken. Dies Beispiel sagt viel über die momentan herrschende Inflationshysterie in Deutschland aus, die von zahlreichen Akteuren gefüttert wird. Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält schon in diesem Jahr eine Geldentwertung von fünf Prozent für möglich und der Hyperinflations-Guru Markus Krall rät der deutschen Bevölkerung gar, sich mit größeren Vorräten an Psychopharmaka einzudecken, um den zu erwartenden Verfall der Kaufkraft zu ertragen. Schauen wir uns an, was eine Inflation, die was auf sich hält, an Voraussetzungen braucht. Da sind vor allem stark anziehende Löhne, die aber sind in 2020 nur halb so stark gestiegen wie 2018 und 2019, und es ist keine Änderung in Sicht. Dazu müsste eine Wirtschaft kommen, die aufgrund überdimensionierter staatlicher Stützungsmaßnahmen überhitzt. Vergleicht man den Stimulus in den USA mit dem in Europa, kann man auch diesen Punkt wohl abhaken. Über all das müsste eine unverantwortliche Zentralbank wachen, die – in politischen Zwängen gefangen – nicht in der Lage ist, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen. Die EZB bietet viele Angriffspunkte, Handlungsschwäche gehört sicherlich nicht dazu.More Related News