"Hotel Ruanda"-Held wird freigelassen
DW
Die Haftstrafe gegen den durch den Film "Hotel Ruanda" bekanntgewordenen Paul Rusesabagina wird aufgehoben. Präsident Paul Kagame folgt damit einem Gnadengesuch des 68-Jährigen.
Wie eine Sprecherin der ruandischen Regierung mitteilte, soll der wegen Terrorismus zu 25 Jahren Haft verurteilte Paul Rusesabagina am Samstag aus dem Nyarugenge-Gefängnis in der Hauptstadt Kigali entlassen werden. 18 verurteilte Mittäter sollen ebenfalls entlassen werden.
Der 68-jährige Rusesabagina, ein Hutu, wurde insbesondere durch die Hollywood-Verfilmung "Hotel Ruanda" zur Symbolfigur für Menschlichkeit während des Völkermordes in Ruanda 1994, weil er während des Genozids mehr als 1000 Tutsi in seinem Hotel Unterschlupf gewährt haben soll. Die Geschehnisse dienten im Jahr 2004 als Vorlage für den Film. Bei dem Völkermord in Ruanda töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit zwischen April und Juli 1994 rund 800.000 Angehörige der Tutsi-Minderheit und moderate Hutu.
Regierungssprecherin Yolande Makolo wies darauf hin, dass die Freilassung Rusesabaginas auf der Basis eines von Präsident Paul Kagame angenommenen Gnadengesuchs erfolge. Das Urteil habe trotz der Haftentlassung weiterhin bestand: Die der Strafe zugrundeliegende Verurteilung werde nicht aufgehoben. Rusesabagina war 2021 in Ruanda in einem international scharf kritisierten Verfahren wegen Terrorismus und Terrorfinanzierung verurteilt worden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Rusesabagina eine bewaffnete Gruppe unterstützt hat, die 2018 und 2019 in Ruanda mehrere Zivilisten getötet hatte.
Rusesabagina wurde nach dem Völkermord zu einem scharfen Kritiker Kagames, der das Land seit dem Ende der grauenhaften Monate in Ruanda regiert. Seit 1996 lebte er in den USA und in Belgien im Exil. Im August 2020 wurde Rusesabagina in Ruanda festgenommen, als er aus einem Flugzeug stieg, das seiner Annahme nach im Nachbarland Burundi landen sollte. Im Jahr darauf wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Laut Medienberichten wird der gesundheitlich angeschlagene Rusesabagina Ruanda verlassen und in die USA ausreisen. Diese hatten eine Vermittlerrolle bei den Verhandlungen zwischen Rusesabagina und der Regierung in Kigali übernommen. Die USA hatten im vergangenen Jahr erklärt, dass "Rusesabagina zu Unrecht inhaftiert ist". Menschenrechtsgruppen werfen Ruanda und dem mit harter Hand regierenden Kagame vor, die Meinungsfreiheit und die Opposition zu unterdrücken.