Hollywood und seine jüdischen Gründungsväter
DW
Während in Cannes der Rote Teppich eingerollt wird, soll in Hollywood einer ausgerollt werden: und zwar für die jüdischen Gründungsväter der Filmindustrie. Das Oscar-Museum plant eine Dauerausstellung.
Carl Laemmle wird 1867 in Laupheim, im Südwesten Deutschlands geboren - in einer pittoresken Kleinstadt. Er wächst in einem gut situierten Haushalt auf und entwickelt eine starke Bindung zu seiner Mutter. Den Wunsch, den Alten Kontinent zu verlassen und das Glück in der Neuen Welt zu suchen, hegt er schon lange. Doch erst nach dem Tod seiner geliebten Mutter verlässt er Deutschland und Europa auf der Suche nach dem American Dream und findet diesen schließlich in den Hollywood Hills.
Carl Laemmle und viele seiner Zeitgenossen, die als jüdische Emigranten Hollywood und die bis heute mächtigsten Filmproduktionen gegründet hatten, wurden seit der Eröffnung des neuen Hollywood-Museums im vergangenen Herbst jedoch nur am Rande thematisiert.
Zwar hieß es seitens des Direktors und Präsidenten des Museums, Bill Kramer, man wolle die "vielfältigen Geschichten des Filmschaffens" abbilden, doch die der jüdischen Gründungsväter fehlten, bzw. waren sie für viele Kritiker unzureichend dargestellt: "Das ist ein kolossales Versäumnis", sagte Jonathan Greenblatt von der Anti-Defamation League, einer Organisation, die gegen Diskriminierung und Diffamierung von Jüdinnen und Juden eintritt, gegenüber der New York Times. "Jede ehrliche historische Bewertung der Filmindustrie sollte die Rolle der Juden bei ihrem Aufbau von Grund auf berücksichtigen."
Das Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles reagierte schnell und entschlossen: "Wir waren sehr daran interessiert, das Feedback zu hören. Wir sind sehr offen für den Diskurs, der für uns sehr lehrreich war", sagt Kuratorin Dara Jaffe im DW-Gespräch und fügt hinzu: "Wir haben Wechselausstellungen, die regelmäßig rotieren. Und wir hatten bereits eine Ausstellung über die Gründungsväter in der Planung. Doch durch den Diskurs haben wir die Erkenntnis erlangt, dass unsere Besucherinnen und Besucher diese Geschichten wirklich sehen wollen, also haben wir beschlossen, diese Ausstellung dauerhaft zu machen. Es wird die einzige Ausstellung, die wir als Dauerausstellung planen. Wir wollen also sicherstellen, dass wir dieser Geschichte den Stellenwert einräumen, den sie verdient." So werden in der neuen Dauerausstellung "Hollywoodland" künftig auch die Lebensläufe der jüdischen Gründungsväter dargestellt.
Namen wie Carl Laemmle, Adolph Zukor, William Fox, Louis B. Mayer und Harry Warner, die den Grundstein der Filmindustrie in Los Angeles gelegt haben, werden mit "Hollywoodland" geehrt. Sie alle eint eins: "…ihre völlige und absolute Ablehnung ihrer Vergangenheit und ihre ebenso absolute Hingabe für ihr neues Land", resümiert Neal Gabler in seinem 1988 erschienenen Buch "An Empire of Their Own: How the Jews Invented Hollywood". Einer von ihnen, Louis B. Mayer, wählte sogar den 4. Juli als seinen Geburtstag. Er soll behauptet haben, dass seine ursprünglichen Aufzeichnungen über seine Geburt verloren gegangen seien.