Hohe Haftstrafen für Oppositionelle in Belarus
DW
Die Abrechnung des Diktators in Minsk mit seinen Kritikern hält an: Zwölf Aktivisten des Protests gegen die umstrittene Wiederwahl von Alexander Lukaschenko erhielten Gefängnisstrafen von bis zu 25 Jahren.
In Belarus sind zwölf oppositionelle Aktivisten im Zusammenhang mit der Protestbewegung im Jahr 2020 wegen "Terrorismus" und Hochverrats zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Nikolaj Awtuchowitsch, der Anführer der Gruppe, wurde zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt, wie die Menschenrechtsorganisation Wjasna im Onlinedienst Telegram mitteilte. Awtuchowitsch wurden laut Wjasna unter anderem "terroristische" Handlungen, die Vorbereitung einer "terroristischen" Handlung durch eine organisierte Bande, ein versuchter Staatsstreich und Verrat vorgeworfen.
Das Urteil ist eines der härtesten, das in jüngster Zeit von der autoritären Führung in dem weitgehend abgeschotteten Land verhängt wurde. Der heute 59 Jahre alte Awtuchowitsch - ein ehemaliger Offizier und Veteran des sowjetischen Krieges in Afghanistan - trat wiederholt in Hungerstreiks, um gegen seine Verhaftung zu protestieren.
Von den anderen elf Angeklagten wurden neun zu 15 bis 20 Jahren Haft, einer zu sechs Jahren und einem Monat und einer zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Ermittler beschuldigten die Gruppe, im Oktober 2020 in der Stadt Grodno im Westen von Belarus ein Auto und das Haus eines Polizisten angezündet, anschließend das Auto eines anderen in die Luft gesprengt und zudem auch weitere Anschläge geplant zu haben.
Nach seiner erneuten Wiederwahl sah sich der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko im August 2020 mit einer beispiellosen Protestbewegung konfrontiert. Wochenlang gingen zehntausende Menschen auf die Straße und forderten seinen Rücktritt. Die belarussischen Behörden beschuldigten den Westen, hinter den Protesten zu stecken. Sie schlugen die Protestbewegung nieder, verhafteten tausende Menschen und zwangen weitere ins Exil, darunter die bekannte Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja.
Zahlreiche weitere Oppositionelle wurden im Zusammenhang mit Terror-Vorwürfen angeklagt und festgenommen. Auch der Menschenrechtler, Wjasna-Chef und designierter Preisträger des Friedensnobelpreises 2022, Ales Bjaljazki, sitzt derzeit in Belarus im Gefängnis.