Hilft die 6-Tage-Woche gegen Fachkräftemangel?
DW
Einige Länder in Europa wollen Arbeitszeiten verkürzen. Griechenland führt dagegen die Sechs-Tage-Woche ein, um Fachkräftemangel und Schwarzarbeit zu bekämpfen. Kann das funktionieren?
Für viele Menschen ist Arbeitsrecht ein eher langweiliges Thema. Aber wenn jemand vorschlägt, einen ganzen Tag länger zu arbeiten, werden die meisten hellhörig.
In Griechenland treten am 1. Juli neue Vorschriften in Kraft, die genau das möglich machen. Ab diesem Tag können bestimmte Unternehmen von der traditionellen 5-Tage-Woche zu einer 6-Tage-Woche wechseln.
Die Regelung gelte für Industrie- und Produktionsbetriebe sowie Firmen, die rund um die Uhr Dienstleistungen erbringen, sagt Arbeitsrechtler Emmanouil Savoidakis von Politis & Partners, einer auf Wirtschaftsrecht spezialisierten Anwaltskanzlei mit Sitz in Athen. Tourismus und Gastronomie sind von der neuen Regelung ausgenommen.
Die Änderung bedeutet eine Ausweitung der normalen gesetzlichen Wochenarbeitszeit von bisher 40 auf dann 48 Stunden. In der Theorie können Arbeitnehmer mitentscheiden, ob sie so lange arbeiten wollen. Wer mehr arbeitet, erhält auch mehr Lohn.
Das Gesetz soll dazu beitragen, die Folgen des Fachkräftemangels zu reduzieren. Zu den Maßnahmen gehören auch der Kampf gegen Schwarzarbeit und Anreize zur Weiterbildung. Durch kostenlose Angebote soll Arbeitnehmern geholfen werden, "sich weiterzubilden und an die sich verändernden Marktanforderungen anzupassen", sagt Anwalt Savoidakis.