Hilfskonvoi erreicht Bürgerkriegsregion Tigray
DW
Erstmals seit Monaten ist ein Konvoi mit Nahrungsmitteln in der von einer Hungerkatastrophe bedrohten Region Tigray angekommen. Ein erster Hinweis darauf, dass die von Addis Abeba ausgerufene Waffenruhe hält?
Den Norden Äthiopiens haben erstmals seit Mitte Dezember wieder Hilfskonvois erreicht. Lastwagen mit insgesamt 500 Tonnen Lebensmitteln gelangten in die Bürgerkriegsregion Tigray, wie das äthiopische Büro des Welternährungsprogramms WFP über Twitter mitteilte. Dort seien Gemeinden "am Rande des Verhungerns". Ein zweiter Transportverband mit mehr als 1000 Tonnen Hilfsgütern wird laut WFP in Kürze in Nord-Afar erwartet.
Nach Angaben der Vereinten Nationen brauchen in den drei nördlichen Regionen Amhara, Afar und Tigray mehr als neun Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe. Der Zentralregierung, aber auch anderen Konfliktparteien, war immer wieder vorgeworfen worden, diese zu blockieren. Die wichtige Verbindungsstraße von Afars Regionalhauptstadt Semera nach Tigray war laut dem UN-Koordinierungsbüro für humanitäre Hilfe (OCHA) seit Mitte Dezember nicht passierbar. Der letzte Konvoi erreichte die Region am 15. Dezember.
In den vergangenen zwei Monaten gelang es laut UN lediglich mit Frachtflügen insgesamt 260 Tonnen Lebensmittel und 101 Tonnen medizinische Güter nach Mekelle, ins Zentrum der Region Tigray, zu bringen. Einige Hilfsorganisationen hätten ihre Programme wegen des Mangels an Nachschub, Bargeld und Treibstoff vorübergehend einstellen müssen.
Vor einer Woche erklärte die Zentralregierung in Addis Abeba dann einen "humanitären Waffenstillstand". Dieser sei "unbefristet" und trete "sofort" in Kraft, verkündete das Büro von Ministerpräsident Abiy Ahmed. Ziel sei eine "substanzielle Verbesserung der humanitären Situation vor Ort und die Ermöglichung einer Lösung des Konflikts im Norden Äthiopiens ohne weiteres Blutvergießen".
In der seit 17 Monaten umkämpften Region Tigray sowie den Nachbarregionen Amhara und Afar benötigen nach UN-Angaben rund 90 Prozent der Bevölkerung dringend humanitäre Hilfe.