
Heute im ZDF: „Der Palast“ - Mehrteiler mit selbstgerechten Wessis und desilussionierten Ossis
Frankfurter Rundschau
Das ZDF zeigt „Der Palast“, eine Geschichte um getrennte Zwillinge vor einem feschen Revue-Hintergrund.
Gregor Gysi erinnert sich, wie seine Mutter, im Kulturministerium der DDR zuständig für den Austausch mit dem Ausland, stets Karten bekam für den Friedrichstadtpalast. 1965 zum Beispiel für Louis Armstrong, der so lange bejubelt wurde, bis er im Morgenmantel auf die Bühne kam und darum bat, nun schlafen gehen zu dürfen.
„Der Palast“, wie sich das Berliner Haus heute bevorzugt nennt, war Markthalle, dann Zirkus, wurde 1919 zu Max Reinhardts „Großem Schauspielhaus“ (umgebaut von Hans Poelzig), unter den Nationalsozialisten zum „Theater des Volkes“. Und obwohl der Bühnenraum im Krieg zerstört wurde, spielte man schon im August 1945 wieder als „Varieté der 3000“. Schon zwei Jahre später nannte man sich Friedrichstadtpalast, wurde nach dem Mauerbau das „Zentrum der sozialistischen Unterhaltungskunst“ und der Stolz der Genossen. Einen Neubau ließ sich die DDR Anfang der 80er Jahre 213 Millionen Mark kosten. Das Fernsehen übertrug die Neueröffnung.
Eine halbstündige Dokumentation im ZDF von Andreas Gräfenstein informiert aus aktuellem Anlass über die Geschichte des größten Revue-Theaters Europas. Der aktuelle Anlass: „Der Palast“, ein TV-Sechsteiler, bei dem Uli Edel Regie führte und der die kommenden drei Abende im ZDF ausgestrahlt wird, nutzt den opulenten Show-Hintergrund, unter anderem die berühmte „Kickline“ aus mehr als 30 präzise die Beine schmeißenden Tänzerinnen. Das „Black Swan“-Motiv der Konkurrentinnen spielt eine Rolle in „Der Palast“, aber eine bescheidene.