Heute im Ersten: Der neue Köln-Tatort „Vier Jahre“ – Die spielen uns doch was vor!
Frankfurter Rundschau
„Vier Jahre“, ein raffinierter Köln-Tatort aus dem Milieu der Darstellenden Kunst.
Köln/Frankfurt - Das ist eine fidele Gesellschaft an Silvester 2018. So fidel, dass der alleinstehende Nachbar die Polizei ruft. Dass die 16-jährige Tochter des Hauses es im Garten mit einem dreimal so alten Kumpel des Vaters treibt – bzw. mittlerweile Ex-Kumpel, eingeladen war der nicht. So feucht-fidel, dass mit dem Alkohol- auch der Aggressionspegel bedenklich steigt. Und dass am Morgen alle noch wie tot im Wohnzimmer herumliegen und von Max Ballauf und Freddy Schenk erst geweckt werden müssen, während im Pool ein richtiger Toter treibt. Getötet via Scheinwerfer, mit elektrischem Schlag. Aber wer hat den Scheinwerfer ins Wasser gestoßen?
„Vier Jahre“: einen so schlichten wie bald logischen Titel hat der neue Köln-Tatort von Wolfgang Stauch, Buch, und Torsten C. Fischer, Regie. Denn es ist auch gleich zu sehen, wie der Hausherr der fidelen Silvesterparty 2018 verurteilt wird. Mini-Rückblenden zeigen Ausschnitte aus der Ermittlung. Aber dann ist 2022, und plötzlich gesteht ein weiterer alter Freund und einstiger Mit-Schauspielstudent, die Tat; „besser spät als nie“, wie er den Kommissaren erklärt. Die glauben ihm nicht so recht, aber was für einen Grund sollte er haben, anstelle seines Freundes in den Knast zu gehen? Schlechtes Gewissen? Nach vier Jahren?
Wer also spielt Ballauf und Schenk – gespielt von Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär – hier eigentlich was vor? Zwischendurch tippen die beiden auf: mehr oder weniger alle. Aber warum?
Ausübende der Darstellenden Kunst bilden das Verdächtigenreservoir. Hausherr Moritz Seitz, Thomas Heinze, war vor seiner Verurteilung in einer seichten, aber lukrativen Serie als „Tierdoktor Schröder“ erfolgreich. Der Tote Thore (Max Hopp) brachte es zum gefeierten „Theaterstar“. Wofür Ole Stark, Martin Feifel, damals auf der Schauspielschule das Talent gehabt hätte. Aber das Saufen kam ihm dazwischen. War er’s also tatsächlich, im Rausch? Oder womöglich Carolin Seitz, Nina Kronjäger, die immerhin als TV-Krimi-Ermittlerin einiges gelernt haben dürfte über Spurenbeseitigung.
Ballauf und Schenk, misstrauisch ob des abrupten Geständnisses, bekommen im Jahr 2022 eine Woche, um noch einmal zu recherchieren und befragen.