
Heute im Ersten: ARD-Serie „Der Zürich-Krimi“ wirkt wie ein Relikt aus früheren Zeiten
Frankfurter Rundschau
Im dreizehnten Film der Erfolgsreihe „Der Zürich-Krimi“ (ARD) versucht Jurist Thomas Borchert, eine Entführung zu einem guten Ende zu bringen.
Frankfurt – Man muss den Tatsachen ins Auge schauen. Während die öffentliche Meinung davon ausgeht, dass die deutschen Fernsehzuschauer:innen nur noch hochrangige Qualitätsserien sehen wollen, wie sie beispielsweise von US-Abosendern wie HBO, AMC, Showtime oder den britischen Anstalten BBC und ITV gezeigt werden, sieht die Wirklichkeit anders aus. Unter den zehn meistgesehenen Reihen und Serien des abgelaufenen Jahres finden sich „Der Bergdoktor“, „Der Staatsanwalt“, „Die Bergretter“. Immerhin auch „Der Usedom-Krimi“ (ARD), der mit seiner eher düsteren Anmutung nicht so ganz in die Liste der Wohlfühlproduktionen passen will.
Ebenfalls unter den oberen Zehn, und zwar auf Platz 3: „Der Zürich-Krimi“. Während selbst „Der Bergdoktor“ über die Jahre gemäßigte Modernisierungen erfahren hat, wirkt diese Krimireihe des Ersten wie ein Relikt aus früheren Zeiten. Hauptfigur und Namensgeber der jeweiligen Untertitel ist der Rechtsanwalt Thomas Borchert (Christian Kohlund), der sich ursprünglich auf der Flucht vor den deutschen Behörden nach Zürich verfügte. Er hat keine Anwaltszulassung mehr, führt aber trotzdem ein Büro. Nominell ist die Anwältin Dominique Kuster (Ina Paule Klink) hier die Chefin. Realiter gibt Borchert die Anweisungen.
In der aktuellen Folge des „Zürich-Krimi“ meldet sich mit Antonius Bildermann (Uwe Kockisch) einer dieser alten Freunde. Angeblich kennen sich die Herren seit Studienzeiten, aber die Zuschauerschaft hat diesen Bildermann noch nie gesehen. Da ist bereits die, wie Samuel Taylor Coleridge sagen würde, willkürliche Aussetzung der Ungläubigkeit gefragt. Und nicht zu knapp.