Heuer nur ein Hügelchen
Süddeutsche Zeitung
Kein roter Teppich, nur die Hälfte der Zuschauer und der Chor singt draußen - aber die Wagner-Festspiele finden wieder statt. Wie Bayreuth versucht, dieses besondere Gefühl trotz aller Corona-Beschränkungen zu bewahren.
Es gibt noch Karten. Dass man diesen Satz jemals würde aussprechen können, drei Tage vor Beginn der Festspiele auf dem Grünen Hügel, schien vor zwei Jahren ebenso wahrscheinlich wie ein Hubert Aiwanger, der blond gelockt als Siegfried in Walhall einzieht. Sieben Jahre Wartezeit auf eine Karte waren üblich für Normalsterbliche. Und auch als der Vorverkauf auf die Welt des Online-Handels mit strenger Personalisierung der einzelnen Tickets umgestellt wurde, besserte sich die Lage kaum. Wer nicht ein Jahr im Voraus zu bestimmter Zeit mit Engelsgeduld des richtigen Klickmoments bei turboschnellem Wlan harrte, ging leer aus. Jedes verkaufte Ticket war für die Stadt Bayreuth ein Garant für Prosperität. Mit den Wagner-Fans aus aller Welt zogen der Hunger, das Bedürfnis nach einer hübschen Schlafstatt und ein bisschen Zeit für die anderen Attraktionen Oberfrankens ein.More Related News