Hessischer Rundfunk: Zäsur für das „Trüffelschwein“
Frankfurter Rundschau
Manfred Krupp, Intendant und Urgestein des Hessischen Rundfunks, hört auf . Ein Porträt von Pitt von Bebenburg
Frankfurt - Manfred Krupp ist nicht zu bremsen. Es gibt so vieles, was noch zu tun und zu sagen wäre. „Ich kann halt nicht halbgar“, sagt der Intendant des Hessischen Rundfunks, der am heutigen Freitag 66 Jahre alt wird und am Montag seinen letzten Arbeitstag hat. Man glaubt es ihm aufs Wort. „Ich mache meinen Job bis zum 28. Februar.“
Da sitzt ein quirliger Mann, mit Sakko, Jeans, weißem Hemd ohne Krawatte, der mit kräftiger Stimme spricht – über die Fortschritte bei der Digitalisierung der Rundfunkanstalt, über Anekdoten aus der hessischen Landespolitik, über zahlreiche Abschiede von unzähligen Funktionen in Gremien aller Art, von denen viele mit Rundfunk und Fernsehen zu tun haben. Nun hört Krupp auf. Seinen Nachfolger Florian Hager, bisher stellvertretender ARD-Programmdirektor und gut 20 Jahre jünger, arbeitet er systematisch ein.
Ein Urgestein des Hessischen Rundfunks geht. Für Krupp ist Schluss nach 38 Jahren im Dienst für den Sender, als hessischer Landeskorrespondent in Wiesbaden, als Chef des hr-Flaggschiffs „Hessenschau“, als Chefredakteur Fernsehen, Fernsehdirektor und schließlich Intendant eines Senders mit rund 1700 Festangestellten und rund 800 „festen Freien“.
Einst galt er als journalistisches „Trüffelschwein“ – die Kolleginnen und Kollegen haben ihn mit einem Plüsch-Wildschwein daran erinnert, das oben auf dem im Büro sitzt und den Intendanten begleitet.
Ein kluger Mann geht, ein durchsetzungsstarker, aber auch einer, der zuhören konnte und musste. Mit klaren Haltungen, aber ohne parteipolitische Zuordnung. Krupp hat sich die CDU vorgeknöpft, als ihr Spendenskandal Ende der 90er Jahre bekannt wurde. Dennoch wurde er gut 20 Jahre später von Volker Bouffiers Leuten im Rundfunkrat mit auf den Schild des Intendanten gehoben – was ihm einzelne Gegenstimmen aus dem SPD-nahen Lager eintrug. Er findet es noch heute „beeindruckend, dass mich auch diejenigen mitgewählt haben, über die wir sehr kritisch berichtet haben“.