Hertha BSC starrt aufgescheucht in den Untergang
n-tv
Die Geschichte vom Absturz eines Größenwahnsinnigen unterhält die Bundesliga seit Jahren. Diese aber ist auserzählt. Die DFL droht Hertha BSC mit Lizenzentzug, das sportliche Überleben ist unsicher, eine turbulente Mitgliederversammlung steht vor der Tür. Ist der Klub überhaupt noch zu retten?
Die Stimmung hätte nicht besser sein können. In der Alt-Berliner Kneipe "Zum Hecht" am Stuttgarter Platz in Charlottenburg saßen die Fans von Hertha BSC zusammen und begossen am vergangenen Samstag den ersten Sieg ihres Vereins unter Pal Dardai. Die drei Punkte gegen den VfB Stuttgart bescherten dem Tabellenletzten der Bundesliga eine Gnadenfrist im Abstiegskampf. Vor den letzten drei Spielen hat der Klub aus dem Westend Berlins nur noch drei Punkte Abstand auf den Relegationsrang. Noch kann sich Hertha retten. Drei Spiele, drei Siege und im nächsten Jahr doch noch einmal erste Liga? Den glückseligen Fans war es egal.
"Ich kaufe mir wieder eine Dauerkarte", rief Knut Beyer durch die überfüllte Kneipe. Beyer ist seit den 1970ern Fan der Hertha. Mal mehr, manchmal weniger. Gerade wieder sehr. Ein anderer, gerade erst Anhänger geworden, schimpfte glücklich. Seine neue Liebe habe ihm auf immer das Wochenende verdorben. "Früher bin ich Rad gefahren, früher habe ich Ausflüge gemacht", erzählte er, "und jetzt immer nur Hertha."
Der Verein bewegt, doch um die Zukunft scheint es schlecht bestellt zu sein. Wieder einmal steht bei Hertha vor entscheidenden Tagen alles auf dem Spiel. Die DFL spricht vom "schlimmsten Fall, den wir je hatten" und überlegt, so berichtet die "Süddeutsche Zeitung", ob dem Klub die Lizenz für die kommende Saison überhaupt erteilt werden kann. Weil die Schulden zu hoch sind, weil sich der neue Investor 777 Partners zu sehr einmischt. Weil sie Hertha sind, vermuten die, die Hertha sind. Im schlimmsten Fall droht die Regionalliga. Das ist Fakt.
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