Hermann Parzinger: „Unsere Versäumnisse werden betont, nicht die Leistungen“
Frankfurter Rundschau
In dieser Woche öffnet ein weiterer Abschnitt im Humboldt-Forum. Präsident Hermann Parzinger über Last und Chancen einer kritischen Debatte.
Ein Schiff wird kommen. Hätten Sie, Herr Parzinger, sich vor fünf Jahren vorstellen können, dass der Umzug der Dahlemer Sammlung ins Humboldt-Forum eine solche, zum Teil sehr kritische, Aufmerksamkeit erfährt?
Sicherlich hat die Intensität in der Wahrnehmung der Sammlungen in den letzten Jahren stark zugenommen. Ihr kolonialer Kontext ist nicht mehr nur ein Thema unter Fachleuten, sondern ragt weit in die Öffentlichkeit hinein. Das ist für uns mitunter anstrengend, weil immer häufiger die Versäumnisse der Museen betont werden und nicht deren Leistungen und veränderte Haltungen. Es ist auch eine gesamtgesellschaftliche Debatte, die Fragen an die Politik stellt. Ich sehe in den Debatten aber auch eine Chance. Wir bekommen dadurch eine andere Relevanz. Die internationale Zusammenarbeit wächst enorm, die Kooperationen mit Herkunftskulturen werden immer intensiver. Unterm Strich betrachte ich das als sehr positive Entwicklung. Und es ist ja richtig, dass wir in Bezug auf die Sammlungen aus kolonialen Kontexten großen Nachholbedarf haben. Aber es ist auch schon viel in Gang gekommen!
Eine besondere Stellung nimmt dabei die Diskussion über das Luf-Boot ein. Was macht es zu so einem markanten Artefakt?