Her mit den Daten!
Süddeutsche Zeitung
Ob ein Patient mit oder wegen Corona im Krankenhaus ist, lässt sich in Deutschland wegen mangelnder Datenerfassung immer noch nicht sauber beantworten. Dabei ist die Frage so wichtig wie nie.
Das Virus hat die Krankenhäuser erreicht. Immer mehr Patienten spült die gigantische Omikron-Welle derzeit in die Kliniken. Und schon hört man sie wieder, die skeptische Frage: Liegen diese Menschen dort überhaupt wegen Covid-19 oder nur mit? Haben viele nicht nur zufällig die Infektion, die ihnen gar nichts ausmacht?
Früher war das vornehmlich Raunen. Aber tatsächlich ist die Frage jetzt hochrelevant. Und umso ärgerlicher ist es, dass man sie wegen der krankhaften Datenuntererfassung in diesem Land nicht sauber beantworten kann. Denn die Zahl der Menschen, die nur mit und nicht wegen Covid-19 im Krankenhaus liegen, dürfte gerade so groß sein wie nie zuvor. Schließlich führt Omikron zu etwas milderen Infektionen als frühere Virusvarianten, und noch dazu sind viele Menschen durch Impfen und Boostern gut geschützt. Deshalb sind die bloßen Infektionszahlen auch nicht mehr so bedrohlich wie in früheren Wellen.
Was aber weiterhin bedrohlich ist, ist eine schwierige Lage in den Krankenhäusern. Wenn immer noch viele - und für die Kliniken schlichtweg zu viele - Patienten behandlungsbedürftig erkranken, dann muss umso mehr gegen die Welle getan werden. Aber um frühzeitig gegensteuern zu können, bräuchte man eben: die Daten.
Es ist schon richtig: Infizierte Patienten sind für ein Krankenhaus immer ein Problem, selbst wenn sie keinerlei Covid-Symptome haben. Die Behandlung ist wegen der nötigen Isolation ungleich aufwendiger als bei Patienten ohne Virus. Mitunter entwickelt sich ein mit auch erst in der Klinik zu einem wegen, weil die Infektion an Dramatik zunimmt. Und richtig ist auch: Auf Intensivstationen ist mit und wegen obsolet. Ein Schwerstkranker, der mit Sars-CoV-2 infiziert ist, hat immer eine ungünstige Prognose - auch wenn er wegen eines Herzinfarkts oder Autounfalls in die Klinik gekommen ist.
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