
Heiko Knopf (Grüne): „Die AfD schürt die Unsicherheit“
Frankfurter Rundschau
Grünen-Politiker Heiko Knopf über den Stand der Einheit und Vorwürfe gegen seine Partei. Ein Interview von Pitt von Bebenburg.
Herr Knopf, Deutschland begeht in diesem Jahr den 33. Jahrestag der Deutschen Einheit. Gibt es für Sie etwas zu feiern?
Dass Deutschland so zusammengefunden hat, ist auf jeden Fall ein Grund zum Feiern. Es gibt positive Entwicklungen, das zeigt der neue Bericht zur Deutschen Einheit, aber immer noch markante Unterschiede: bei den Vermögen, den Einkommen und auch beim Ausmaß der Verunsicherung. Im Osten haben die Leute viele Erfahrungen mit Veränderung gemacht und dabei nicht nur positive Eindrücke gesammelt. Mein großer Wunsch ist daher, dass wir diese Hintergründe respektieren und dieses Thema nicht nur am 3. Oktober diskutieren, sondern immer auf dem Schirm haben. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat gesagt: Es wird drei Generationen dauern, bis Deutschland zusammengewachsen ist. Ich habe immer stärker den Eindruck, dass das stimmt.
Welche Rolle spielt für Sie, der 1989 geboren ist, die Einheit?
Ich bin sozusagen ein Wendekind, habe also mitbekommen, was die Nachwendezeit vor Ort bedeutet hat. Meine Eltern sind gelernte Feinmechaniker. Meine Mutter wurde 1990 sehr schnell vom Präzisionsarbeitsplatz in die Betriebsküche versetzt und hat kurz darauf ihre Arbeit ganz verloren. Dann hat sie 50 Bewerbungen in der Woche geschrieben, in einer Wäscherei gearbeitet und Gebrauchtwagen verkauft. Ich habe genau gespürt, was das mit einer Familie macht, wenn Menschen so kämpfen müssen. Diese Enttäuschung ist aber keine Frage der Himmelsrichtung.
Sie sind stellvertretender Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Im Westen spricht man nur von den Grünen. Hat für Sie das Bündnis 90 eine besondere Bedeutung?