![Hatte Lübckes Mörder doch einen Komplizen?](https://bilder4.n-tv.de/img/incoming/crop23494167/0971321584-cImg_16_9-w1200/213961929.jpg)
Hatte Lübckes Mörder doch einen Komplizen?
n-tv
Vor drei Jahren wird der CDU-Politiker und Kasseler Regierungspräsident Lübcke nachts auf seiner Terrasse erschossen. Ein Rechtsextremist gesteht die Tat - trotzdem bleiben Fragen. Diese soll der Bundesgerichtshof nun klären.
Es ist der emotionalste Moment in der Verhandlung am Bundesgerichtshof (BGH) zum Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke: Als die Juristen mit ihren Plädoyers fertig sind, ergreift Irmgard Braun-Lübcke an diesem Donnerstag im Karlsruher Verhandlungssaal das Wort. "Für uns ist es wichtig, dass wir die ganze Wahrheit erfahren", sagt die Witwe im Rückblick auf den Strafprozess am Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt. Man hört ihr an, wie schwer ihr der Auftritt fällt. "Das jetzige Urteil lässt noch einige Fragen offen, die wir gerne geklärt hätten." Dabei gehe es vor allem um die letzten Minuten im Leben ihres Mannes: Gab es noch einen Wortwechsel oder wurde er aus dem Hinterhalt erschossen?
Der CDU-Politiker war am 1. Juni 2019 spätabends zu Hause auf seiner Terrasse aus nächster Nähe mit einem Kopfschuss getötet worden. Als Mörder verurteilte das OLG den heute 48 Jahre alten Rechtsextremisten Stephan Ernst. Er habe seinen Fremdenhass zunehmend auf Lübcke projiziert, seit sich dieser Jahre zuvor auf einer Bürgerversammlung für die Aufnahme von Flüchtlingen starkgemacht hatte. Dafür soll Ernst eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßen.
Das OLG stellte im Januar 2021 auch die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren rechtlich zwar möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen. Den zweiten Angeklagten Markus H., einen Freund von Ernst aus der rechten Szene, verurteilte das OLG zu einer Bewährungsstrafe wegen eines Waffendelikts - nicht aber wegen Beihilfe. Er kam schon im Oktober 2020 frei.