Hat sich bei Tönnies etwas gebessert?
ZDF
Als beim Fleischfabrikanten Tönnies miserable Arbeitsbedingungen zu Tage traten, versprach Firmenchef Tönnies Besserung. Was hat er getan?
Seit Januar 2021 gilt das neue Arbeitsschutzkontrollgesetz - und in der Fleischindustrie ein Werkvertragsverbot: Billiglohnarbeiter aus Osteuropa müssen jetzt im Schlachthof angestellt sein. Sie genießen volle Arbeitnehmerrechte.
Rückblick auf den Frühsommer 2020: Als Corona in deutschen Schlachthöfen ausbricht, greift die Politik ein. Tagsüber zersägen Osteuropäer Schweine im Schlachthof, nachts werden sie in Sammelunterkünfte gepfercht. Von Subunternehmern angeworben, verschlissen und am Ende fallengelassen. Erst Corona machte die Arbeitsbedingungen zum Skandal. "Wir werden die Branche verändern, das steht fest", versprach damals auch Clemens Tönnies, Deutschlands mächtigster Schlachter.
25.000 Schweine schlachtet Tönnies täglich. Fleisch als Massenware. Dafür braucht man viele billige Arbeitskräfte. 6.000 ehemalige Billiglohnarbeiter hat Tönnies im Zuge des Gesetzes übernommen. Aber was passiert, wenn diese Mitarbeiter krank werden? Nachdem sie jahrelang für Tönnies geschuftet haben.
In Rheda-Wiedenbrück - am Stammwerk von Tönnies - treffen wir Dimitru (Name von der Redaktion geändert). Zehn Jahre hat er bei Tönnies im Kühlhaus gearbeitet, zuerst für einen rumänischen Subunternehmer. Dann, im Zuge des neuen Gesetzes, wurde Dimitru ein Tönnies-Mitarbeiter. Doch seine Freude währte nicht lange. Nach einer OP darf Dimitru nicht mehr voll arbeiten. Für Tönnies wurde er damit unbrauchbar, glaubt er: "Was aus kranken Mitarbeiten wie mir wird? Na, das sehen Sie ja, man kriegt die Kündigung. Stundenweise gäbe es nichts. Ich könnte ja wiederkommen, wenn ich gesund bin."
Tönnies hat Dimitru gekündigt, ohne Gründe zu nennen. Der ist überzeugt, dass seine Erkrankung der wahre Grund sei. Versucht Tönnies also kranke Mitarbeiter loszuwerden?
Fabian Reinkemeier, Tönnies-Unternehmenssprecher, sagt dazu: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das passierte, weil er krank ist, sondern dass es vielleicht andere Gründe gibt. Aber das kann ich jetzt nicht genau bewerten." Da wir Dimitrus Identität schützen wollen, müssen wir uns mit dieser Antwort zufriedengeben. Aber nach Strukturwandel klingt das nicht.
Clemens Tönnies wollte die ganze Branche verändern. Es gehe in die richtige Richtung, aber den großen Durchbruch sehe er noch nicht, sagt Szabolcs Sepsi, Berater von "Faire Mobilität", eine DGB-Abteilung, die die sich um faire Arbeitsbedingungen bei der Arbeitnehmerfreizügigkeit kümmert: