Hass im Netz - und die Auswirkungen auf Profifußballer
DW
Fußballprofis sehen sich regelmäßig heftigen Attacken in den sozialen Netzwerken ausgesetzt. Der Hass kennt kaum Grenzen. Die Sportler benötigen Strategien, mit Beschimpfungen, Rassismus und Morddrohungen umzugehen.
Rassistische Kommentare, wüste Beschimpfungen, teilweise sogar Morddrohungen - Sportlerinnen und Sportler, die sich mit eigenem Profil in den sozialen Medien bewegen, sehen sich oft blankem Hass anderer User ausgesetzt. Moralische Grenzen gibt es kaum. In der scheinbaren Anonymität des Internets und der sozialen Medien lassen zahlreiche User ihren (Hass-)Gefühlen freien Lauf. "Nach der Mehrheit der Spiele bekomme ich rassistische Nachrichten auf Instagram", sagte zum Beispiel Borussia Dortmunds Jude Bellingham im vergangenen Sommer in einem Interview mit CNN und sprach damit kein neues Problem an.
Um dem wachsenden Problem rassistischer Botschaften an Schwarze Spieler entgegenzutreten, hatte der englische Fußball bereits im April 2021 ein ganzes Wochenende lang alle Aktivitäten in den sozialen Medien eingestellt. In einer gemeinsamen Aktion hatten die Vereine und der Verband auf Tweets und Posts via Twitter, Instagram, Facebook und weiterer Kanäle verzichtet, um damit ein Zeichen gegen Hass und Diskriminierung im Internet setzen.
Geholfen hat es wenig, wie die Aussage Bellinghams mehr als ein Jahr später zeigt. Nach dem Finale der verschobenen EURO 2020 im Juli 2021 wurden mit Bukayo Saka, Marcus Rashford und Jadon Sancho die drei Schwarzen Spieler Englands im Netz rassistisch beleidigt, die im Elfmeterschießen gegen Italien verschossen hatten. Gleiches wiederholte sich im vergangenen Dezember, als Bayern Münchens Kingsley Coman im WM-Endspiel für Frankreich gegen Argentinien vom Punkt vergab.
Auch im deutschen Profifußball besteht die Problematik der Hassbotschaften und des Cybermobbings bereits seit längerer Zeit - und sie betrifft nicht nur Schwarze Spieler. Vor zwei Jahren schlossen sich daher Toni Kroos, Niklas Süle und viele andere Profis einer Initiative an, die den Hatern im Netz den Spiegel vorhalten sollte. In einem Video lasen die Spieler Botschaften vor, die sie selbst über Twitter oder andere Kanäle erhalten hatten. Sätze, bei denen sich die Absender wohl niemals trauen würden, sie den Spielern auch persönlich ins Gesicht zu sagen. "Wir schätzen deine Meinung. Aber Hass ist keine Meinung. Hinter jedem Bildschirm ist ein Mensch", heißt die Botschaft des Spots, die sich auch an die Betreiber der Plattformen wendete, stärker gegen Hassbotschaften vorzugehen und den Absendern keine Anonymität zu gewähren.
Das Video stammt aus dem Februar 2021 - geändert hat sich in den sozialen Netzwerken in den vergangenen zwei Jahren aber nicht viel. Erst kürzlich erhielt Zweitliga-Torwart Andreas Luthe nach seiner guten Leistung für den 1. FC Kaiserslautern im Spiel gegen Hannover 96 Hassnachrichten: neben wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen auch Todesdrohungen.