
Harvard-Astronom will Fragmente eines interstellaren Meteoriten im Meer suchen
Frankfurter Rundschau
Der Astronom Avi Loeb will die Bruchstücke eines interstellaren Meteors im Meer suchen. Er hofft, so die Existenz von außerirdischer Intelligenz nachweisen zu können.
Cambridge – Avi Loeb dürfte der Astronom sein, über dessen Arbeit außerhalb von Fachkreisen wohl am häufigsten gesprochen wird. Denn Loeb ist der Mann, der den interstellaren Himmelskörper „Oumuamua“, der 2017 durch unser Sonnensystem flog, bis heute für ein außerirdisches Raumschiff hält – was regelmäßig für Presseberichte sorgt. Auch ein Buch hat der Astronom darüber geschrieben. Doch Loeb beschäftigt sich nicht nur mit „Oumuamua“. Nach der Entdeckung des Himmelskörpers hat er gemeinsam mit seinem Studenten Amir Siraj nach weiteren Himmelskörpern gesucht, die möglicherweise von außerhalb unseres Sonnensystems stammen.
Und die beiden wurden fündig: 2019 entdeckten sie in alten Daten den ersten interstellaren Meteor, der die Erde traf. Am 8. Januar 2014 kollidierte der Himmelskörper, der mittlerweile den Namen IM1 trägt, mit einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Sekunde mit der Erde. Ein Feuerball entstand und das knapp einen halben Meter große Objekt zerbrach beim Eindringen in die Erdatmosphäre. Die Bruchstücke stürzten etwa hundert Kilometer vor der Küste der Insel Manus in Papua-Neuguinea ins Meer. Doch das hält Loeb nicht ab: Er will die Bruchstücke suchen und bergen.
Der Hintergrund: Daten, die vom US-Militär zur Lichtkurve des Feuerballs gesammelt wurden, lassen die Forscher darauf schließen, dass der Meteor besonders hart sein muss – härter als andere Meteore, von denen Feuerball-Lichtkurven vorliegen. „Von dieser Schlussfolgerung fasziniert, stellte ich ein Team zusammen, das eine zweiwöchige Expedition plante, um in einer Tiefe von 1,7 Kilometern auf dem Meeresboden nach den Meteoritenfragmenten zu suchen“, schreibt Loeb in einem Beitrag auf dem Portal Medium.
Dieses Vorhaben hat mehr als eine Million US-Dollar an Spenden gesammelt – das Team bereitet sich darauf vor, im Sommer in See zu stechen. „Wir haben ein Schiff. Wir haben ein Dream-Team, inklusive einige der erfahrensten und qualifiziertesten Fachleuten im Bereich Ozeanexpeditionen“, schreibt Loeb weiter. Auch eine Erlaubnis von Papua-Neuguinea hat das Team bereits erhalten.
Die Fragmente, nach denen das Forschungsteam in der Tiefe des Meers suchen wird, dürften nur Millimeter groß sein – es ist die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. „Die Sache ist das Risiko wert“, hat Loeb dem Portal The Daily Beast erzählt. Bei Medium schreibt er weiter: „Die Analyse der Zusammensetzung der Fragmente könnte Aufschluss darüber geben, ob das Objekt natürlichen oder künstlichen Ursprungs ist.“