Harris ist ein anderes Kaliber als Biden - aber eine Botschaft fehlt
n-tv
Etwa eine Woche ist seit dem überfallartigen Kandidatenwechsel von US-Präsident Biden zu seiner Vize Harris vergangen. Die Republikaner schmeißen wahllos mit allem, was sie haben. Die Demokraten sortieren sich. Wer verschafft sich den ersten Vorsprung?
Es dauerte nur wenige Tage. Statt US-Präsident Joe Biden zu bewerben, hat sein 1300 Mitarbeiter starkes Wahlkampfteam auf eine neue designierte Kandidatin umschwenken müssen. Kamala Harris ist Bidens Vizepräsidentin, sie war davor eine bekannte Senatorin, weil sie in Anhörungen unnachgiebig und knallhart fragte. Nun soll sie "die Demokratie verteidigen", wie es Biden bei seiner Rede an die Nation ankündigte. Harris soll im November eine weitere Präsidentschaft Donald Trumps verhindern.
Die ersten Umfrageergebnisse nach dem Kurswechsel der Demokraten bestätigt, was sie sich erhofft hatten: einen Neustart gegen den mit allen Wassern gewaschenen Trump. 87 Prozent der US-Amerikaner meinen, Biden habe mit seinem Verzicht die richtige Entscheidung getroffen. Die 59-jährige Demokratin schneidet gegen Trump in Umfragen durch die Bank besser ab als der 81-jährige Biden. Allerdings liegt sie immer noch knapp hinter dem Republikaner. In den mutmaßlich entscheidenden Bundesstaaten Michigan, Pennsylvania, Wisconsin und weiteren steht es weiterhin Spitz auf Knopf, mit hauchdünnem Vorteil für Trump.
Zwar beginnt die heiße Wahlkampfphase grade erst. Aber aus Sicht von Harris muss sie sich nun überzeugend präsentieren und so lange wie möglich die Initiative behalten: Themen setzen, Stärken zeigen, womöglich "Schwächen" zugeben wie in einem Bewerbungsgespräch. "Lass Dir von niemand sagen, wer du bist", soll Harris' Mutter zu ihrer Tochter gesagt haben. "Du sagst ihnen, wer du bist." Das kann aus Sicht der Demokraten gar nicht schnell genug gehen. Denn die Republikaner werden die Lücken füllen. Es ist nun ein Rennen, dass bis zum Wahltag im November keine Pause mehr haben wird.