Hamburger Bahnhof in Berlin: Kunst, die Krisen-Geschichten erzählt
Frankfurter Rundschau
Der Hamburger Bahnhof feiert seinen 25. Geburtstag mit zwei Ausstellungen – über Nation und Trauma. Und mit „Church for Sale“ aus der Sammlung Haubrok.
Dies gleich vorweg: Wer zu diesem Jubiläum eine Geburtstagstorte aus schöner lukullischer Heile-Welt-Kunst erwartet, liegt völlig falsch. Dieser „25.“ fällt mitten in eine Zeit, in der sich zu viele Krisen auf der Welt überlagern. Eine Welt, in der sich Gewissheiten verflüchtigen, jede Entscheidung auf Pragmatismus ausgerichtet ist und große Visionen beinahe unter Verdacht geraten.
Links vom Museumseingang des Hamburger Bahnhofs an der Berliner Invalidenstraße steht ein Kampfflugzeug, das sich beim näheren Betrachten als zwar bedrohlich wirkender, aber eigentlich harmloser Dummy aus einer sich ständig aufblasenden PVC-Hülle erweist. Der Bildhauer Christoph Büchel hat das Fake 2003 gefertigt. Das Sammlerpaar Haubrok kaufte ihn aus dem Stand heraus und hat ihn 2009 der Nationalgalerie mit weiteren Werken als Dauerleihgabe übergeben.
Jetzt markiert das militante Ungetüm den Zugang zu den beiden Jubiläumsausstellungen zum 25. Geburtstag des Berliner Museums für Gegenwartskunst – als eine sarkastische Metapher für die Bedrohung der musealen Räume. Die Mietverhältnisse sind fahrlässig ungeklärt. Vor einem Vierteljahrhundert war das Haus ein ganz großer Wurf für Berlin. Hier gab es die spektakulärsten Ausstellungen internationaler junger Kunst. Hier wurde der Preis der Nationalgalerie ins Leben gerufen. An den einstigen Kopfbahnhof wurden die Rieck-Hallen für die Dauerschau der Sammlung Flick angebaut. Signale an die Welt, dass Berlin unter den Kunstmetropolen mitzumischen imstande ist.